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wissen wir nicht, da überhaupt die letzten Jahre der Gesellschaft in grosses Dunkel gehüllt sind.

An das die Oberleitung behauptende Patrizierhaus schlossen sich nicht wenige Mitglieder an, sei es dass sie ihre kaufmännischen Talente, Erfahrungen und Errungenschaften in den Dienst der Gesellschaft stellten, sei es dass sie bloss als stille Teilhaber durch ihre Einlagen das Kapital der Gesellschaft vermehrten. Nach dem eingangs erwähnten Berichte Suntheims wäre anscheinend die Association schon dadurch zu ihrer vollen Ausgestaltung gelangt, dass einige weitere Ravensburger Geschlechter sich zu den Huntpiss gesellten[1]. Aber auch wenn wir zu den von Suntheim genannten noch die andern Ravensburger Häuser hinzunehmen, welche Gutermann ohne näheren Nachweis zu der Huntpissgesellschaft zählt[2], so ist die Zahl der Mitglieder noch lange nicht voll. Wir müssen noch in andern Städten Umschau halten. Viele der oberschwäbischen Patrizierfamilien verzweigten sich von Stadt zu Stadt. So nennt z. B. Suntheim die Ravensburger Besserer, aber es gab Besserer ebensogut in Konstanz wie in Ravensburg, in Memmingen ebensogut wie in Ulm. Ein Zweig der Muntprat wohnte in Ravensburg, der Hauptsitz des Geschlechtes war aber Konstanz. Diese Verzweigungen leisteten auch der kaufmännischen Association bedeutenden Vorschub. Dazu kam dann noch das Ineinanderheiraten der Geschlechter. Die Heiratsverbindungen z. B., welche die Huntpiss zunächst mit dem Ravensburger Zweig der Muntprat eingegangen hatten, brachten ihnen auch das Konstanzer Haupthaus nahe und führten zu dessen Eintritt in die Gesellschaft. Dem Beispiele der


  1. Unter diesen scheinen nur die Ankenreute nach dem Obigen eine bedeutendere Rolle innerhalb der Gesellschaft gespielt zu haben; ihr Stammsitz war Oberankenreute bei Schlier, doch liessen sie sich frühe als Bürger in Ravensburg nieder. Siehe Hafner a. a. O. 182. 555 und sonst.
  2. Er nennt die Herren von Randegg, die Roth v. Schreckenstein, die Sirgen v. Sirgenstein, die Brandis, die Croaria. Serapeum Jahrg. 6 (1845), S. 263 f.
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Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_12.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)