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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Teufel den Menschen heftiger mit Melancholie beunruhigen, der dazu neigt, als einen Menschen von der entgegengesetzten Disposition.

Es ist aber sicher, daß Kräuter und Harmonien die Disposition des Körpers und folglich Bewegungen der Empfindung sehr verändern können. Das ist klar betreffs der Kräuter, da einige zur Freude, andere zur Traurigkeit stimmen, und ebenso von den übrigen Dingen. Das ist auch klar betreffs der Harmonien, aus den Worten des Philosophen, Polit. 8, wo er will, daß die verschiedenen Harmonien auch verschiedene Leidenschaften im Menschen hervorrufen können. Dasselbe meint Boëtius in seiner Musica. Ebenso sagt der Autor des Buches de ortu scientiarum, da er von dem Nutzen der Musik spricht, sie sei gut zur Heilung oder Erleichterung verschiedener Krankheiten; und so kann es klar sein, daß ceteris paribus die Beunruhigung schwächer wird.

Ich sehe aber nicht, wieso Kräuter und Harmonien im Menschen irgendeine Disposition verursachen könnten, um derentwillen der Mensch auf keine Weise vom Teufel beunruhigt werden könnte, wenn es ihm nur erlaubt würde; weil der Teufel nur örtlich die Dämpfe und Geister bewegend durch ungewöhnliche Bewegung den Menschen sehr beunruhigen könnte. Kräuter aber und Harmonien können keine Disposition im Menschen durch ihre natürliche Kraft verursachen, durch welche der Teufel abgehalten wird, die genannte Bewegung zu bewirken. Dennoch trifft es sich bisweilen, daß es dem Teufel nicht gestattet wird, den Menschen zu beunruhigen, außer mit so kleiner Beunruhigung, daß sie durch irgendeine starke Disposition zum Gegenteil gänzlich aufgehoben würde, und dann könnten irgendwelche Kräuter oder Harmonien den Körper des Menschen so zum Gegenteile disponieren, daß jene Beunruhigung vollständig beseitigt würde. Zum Beispiel könnte der Teufel manchmal einen Menschen mit Beunruhigung durch Traurigkeit so schwach beunruhigen, daß durch irgendwelche Kräuter oder Harmonien, welche Beseitigung und Zerstreuung der Geister verursachen könnten, welche Bewegungen der Traurigkeit entgegen sind, jene Traurigkeit beseitigt würde.

Daß aber Augustinus de doctr. christ. 2 die Ligaturen und anderes verdammt, worüber er dort weitläufig schreibt, indem er dies zur Zauberkunst rechnet, dies bezieht sich darauf, daß sie nichts vermögen durch ihre natürliche Kraft. Dies erhellt aus seinen Worten, da er so spricht: „Dazu gehören alle Ligaturen und Mittel, welche die Schule der Aerzte verwirft.“ Hierbei ist hinreichend klar, daß er dieselben verwirft mit

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/99&oldid=- (Version vom 14.9.2022)