Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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der Verderbtheit des Menschen auf den Willen zurückgeht, mag dieser nun mit oder ohne Ueberredungskunst verderbt sein. Der Hexer aber wird verdorben durch die Sünde, also ist die Ursache jener (Tatsache) nicht der Teufel, sondern der menschliche Wille. Ebendavon spricht er im Buche de libero arbitrio, daß jeder selbst der Grund seiner Bosheit ist. Das wird auch mit einer Begründung bewiesen. Die Sünde des Menschen geht aus dem freien Willen hervor, aber der Teufel kann den freien Willen nicht bewegen, denn das würde ja der Freiheit widersprechen. Also kann der Teufel daran nicht schuld sein, so wenig wie an jeder anderen Sünde. Außerdem heißt es im Buche de eccles. dogm.: „Nicht alle unsere bösen Gedanken werden vom Teufel erweckt, sondern sie erheben sich oftmals aus der Bewegung unseres eigenen Willens.“
Endlich wird bewiesen, daß (die Hexenwerke) entstehen können aus dem Einflusse der Himmelskörper, nicht durch die Dämonen. Wie jede Menge zurückgeht auf die Einheit, so alles Vielförmige auf ein einförmiges Prinzip. Die Handlungen nun der Menschen sind verschieden und vielgestaltig, sowohl in Hinsicht auf Laster, wie auf Tugenden; daher scheint es, daß sie auf irgendwelche einförmig bewegte und bewegende Prinzipien zurückgeführt werden. Aber dies kann nur behauptet werden aus den Bewegungen der Himmelskörper, die einförmig sind; und also sind diese Körper die Ursachen solcher Handlungen.
Ferner: Wären die Himmelskörper nicht die Ursachen der Handlungen der Menschen in Hinsicht der Tugend und Sünde, so würden die Astrologen nicht so häufig die Wahrheit über den Ausgang der Kriege und anderer menschlicher Handlungen voraussagen: (die Himmelskörper) sind also in gewisser Hinsicht die Ursache.
Außerdem werden die Himmelskörper nach allen Theologen und Philosophen von geistigen Substanzen bewegt. Nun sind diese Geister unseren Seelen ebenso überlegen wie die Himmelskörper unseren Körpern: daher haben beide gleichermaßen auf Leib und Seele des Menschen zur Verursachung irgendwelcher menschlicher Handlungen einzuwirken.
Ferner können die Himmelskörper die Dämonen selbst so beeinflussen, daß sie bestimmte Hexenkünste verursachen; um so mehr also die Menschen selbst. Diese Annahme wird mit dreierlei bewiesen. Gewisse Menschen, die man Mondsüchtige nennt, werden von den Dämonen zu der einen Zeit mehr geplagt als zu der andern, was sie nicht tun würden (sondern vielmehr sie zu jeder Zeit belästigen), wenn nicht bei bestimmten
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/82&oldid=- (Version vom 14.9.2022)