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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

durch die göttliche Kraft, mit Gottesfurcht und Ehrerbietung auszuführen ist.

Was das zweite anlangt, nämlich in welcher Weise derartige Exorzismen oder Sprüche zu tragen und am Halse anzuhängen oder in die Sachen einzunähen seien, so scheint es doch, daß derlei unerlaubt ist. Denn Augustinus, De doctrina christiana II sagt: „Zum Aberglauben gehören tausend magische Künste, Ligaturen und Heilmittel, die auch die Schule der Aerzte verurteilt; sei es in (Form von) Bezauberungen oder gewissen Marken, die man Charaktere nennt, oder in gewissen Dingen, die man anhängt oder zeichnet.“ Ebenso Chrysostomus zu Matthäus: „Manche tragen einen Teil des Evangeliums geschrieben am Halse; aber wird das Evangelium nicht täglich in der Kirche gelesen und von allen gehört? Wenn also die in die Ohren gelegten Evangelien nichts nützen, wie können sie den retten, wenn sie an seinem Halse hängen? Wo ist denn auch die Kraft des Evangeliums, in den Figuren der Buchstaben oder im Verständnis seiner Bedeutungen? Wenn in den Figuren, dann hängst du (die Evangelien) mit Fug an den Hals; wenn im Verständnis, dann nützen sie mehr in die Herzen gelegt als an den Hals gehängt.“

Aber hier ist die Antwort der Gelehrten, besonders des heiligen Thomas a. a. O. art. 4, wo er fragt, ob es unerlaubt sei, Gottes Wort an den Hals zu hängen: daß man sich bei allen Besprechungen und Anhängen von Schriften, wie es scheint, vor zweierlei zu hüten habe: erstens nämlich, wie es sich mit dem Geschriebenen verhält, ob es zu Anrufungen der Dämonen dient: offenbar wird es dann nicht nur für abergläubisch, sondern auch für unerlaubt und Abfall vom Glauben erachtet, wie oben oft berührt worden ist. In ähnlicher Weise muß man sich auch hüten, daß (derlei) keine unbekannten Worte enthält usw. Dazu nehme man die oben aufgestellten Bedingungen, und wie es erlaubt ist, Derartiges über Kranke mit dem Munde auszusprechen, ebenso ist es dann erlaubt, das bei sich zu tragen. Die vorgenannten Doktoren aber haben Respekt und verurteilen es, wenn jemand für Figuren und geschriebene Buchstaben größere Obacht und Respekt hat, als für den Sinn der Worte; und wenn gesagt wird, daß ein Laie, der die Worte nicht versteht, keinen Respekt vor ihrem Sinn haben kann, so wird geantwortet, er habe Respekt vor der göttlichen Kraft und überlasse es dem göttlichen Willen, damit er tut, was seiner Liebe wohlgefällig ist.

Bezüglich des Dritten, ob zugleich der Dämon zu beschwören und die Krankheit zu exorzisieren sei, oder umgekehrt, oder das eine ohne das andere, so lautet die Antwort: Hier ist mehreres

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/363&oldid=- (Version vom 1.8.2018)