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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Oder letztens, (derartige Verliebte) sollen wenigstens in schwierigen Angelegenheiten und zerstreuenden Aemtern beschäftigt werden.

In Wahrheit, wie der tierische Mensch durch derartige Mittel geheilt wird, so stellen sie auch den inneren Menschen wieder her, wenn man das einzeln auf den geistigen Menschen bezieht. Man gehorche dem Gesetze des Geistes mehr als dem der Natur; richte seine Liebe auf die ewigen Freuden; bedenke, wie vergänglich das ist, was entzückt, und wie ewig, was peinigt; suche Freuden in jenem Leben, wo sie so begonnen werden, daß sie nicht endigen; wer dieses (Lebens) Liebhaber nicht hat sein wollen, wird auch das hier verlieren und jenes nicht finden und den ewigen Feuern überantwortet werden. Siehe, drei unheilbare Schäden, die aus der Liebesraserei hervorgehen.

Bezüglich des Liebeswahnsinnes aber infolge von Behexung können die im vorhergehenden Kapitel berührten Heilmittel nicht unpassend auch hier angewendet werden; besonders aber die Exorzisation durch heilige Worte, die ein derart Behexter an sich selbst vornehmen kann. Täglich rufe er den heiligen Engel an, der ihm zum Schutze von Gott abgeordnet ist; mit reiner Beichte besuche er die Schwellen der Heiligen, besonders aber der glückseligsten Jungfrau, und er wird ohne Zweifel befreit werden.

Aber wie tadelnswert ist es, daß bärtige Männer die natürlichen Gaben und die Waffen der Tugenden wegwerfen und sich selbst zu töten ablehnen, während Mädchen sehr oft bei unbesiegter Schwachheit derartige Behexungen mit diesen Waffen abgeschlagen haben! Zu deren Empfehlung wollen wir einen (Fall) von vielen vorbringen.

Es war in einem ländlichen Gute nahe bei Lindau, in der Diözese Konstanz, eine erwachsene Jungfrau von schönem Gesichte und gar feinem Benehmen; bei deren Anblick ward ein Mann von leichten Sitten, ein Geistlicher schier bloß dem Namen nach – o wenn doch kein Priester! – (von Liebe) gefangen. Da er die Wunde seiner Seele nicht weiter verheimlichen konnte, kam er in die Arbeitsstube besagter Jungfrau, und indem er sich in ehrbaren Worten als ein Netz des Dämons darbot, wagte er endlich zuerst nur mit Worten die Jungfrau zur Liebe zu ihm zu verlocken, und zwar ihren Geist. Als sie das durch himmlische Eingebung erfaßte, antwortete sie mannhaft, unberührt an Körper und Seele: „Herr, wollet mit solchen Worten mein Haus nicht aufsuchen; sonst werdet ihr eine Zurückweisung erfahren, dank der Ehrfurcht.“ Ihr entgegnete jener: „Wenn du es auch eben abschlägst, mich zu lieben, nachdem du mit süßen Worten ermahnt worden bist, wirst du nun

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/345&oldid=- (Version vom 1.8.2018)