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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

zum anderen kann aus einer dreifachen Ursache hervorgehen: manchmal aus bloßer Unvorsichtigkeit der Augen, manchmal infolge der Versuchung seitens der Dämonen allein, manchmal infolge Behexung seitens der Nigromantiker und Hexen und der Dämonen zugleich. Von der ersten Art spricht Jacobus I: „Ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner Lust gereizt und gelockt wird. Danach wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“ So verliebte sich Sichem in Dina, als er sie ausgehen sah, um die Weiber jener Gegend zu sehen, raubte sie und schlief mit ihr, und seine Seele schmolz mit ihr zusammen, Genesis XXXIV. Nach der Glosse trifft es sich so bei einer schwachen Seele, wenn sie mit Hintansetzung der eigenen Geschäfte sich um fremde kümmert; sie wird durch den Umgang verführt und wird eins mit dem Unerlaubten in der Einigkeit der Zustimmung.

Zweitens, daß sie aus der Versuchung durch Dämonen hauptsächlich geschieht: so verliebte sich Aman in seine sehr ansehnliche Schwester Thamar und war so sehr in sie vernarrt, daß er infolge der Liebe zu ihr krank wurde, II. Samuelis 13. Denn er konnte im Herzen nicht gänzlich so verderbt sein, daß er zu einer solchen Schandtat von Hurerei verschritt, wenn er nicht schwer vom Teufel versucht worden wäre. Von dieser Art Liebe ist auch das Buch der Heiligen Väter voll, welches berichtet, jegliche Versuchung, auch die der fleischlichen Liebe, hätte sich ihnen in der Wüste entzogen; einige jedoch wurden mehr, als man glauben kann, von der Liebe zu Weibern versucht, daher auch der Apostel II. Korinther 12 sagt: „Mir ist gegeben der Stachel meines Fleisches, der Engel des Satan, der mich mit Fäusten schlage“; wo die Glosse sagt, durch Versuchen mittels der Begierde, ist mir der Stachel gegeben. – Einige sagen, eine Versuchung aber, in die man nicht willigt[WS 1], ist keine Sünde, sondern Stoff zur Uebung der Tugend. Dies versteht sich von einer Versuchung, die vom Feinde, nicht vom Fleische kommt, weil das eine verzeihliche Sünde ist, auch wenn man nicht einwilligt. Davon liest man verschiedene Beispiele an verschiedenen Stellen.

Drittens dazu, daß Liebeswahnsinn hervorgeht aus Behexungen seitens der Hexen und Dämonen, ist zu sagen, daß die Möglichkeit dieser Behexung oben in den Fragen des ersten Teiles, ob die Dämonen durch die Hexen die Sinne der Menschen zu Liebe oder Haß zu wandeln und zu reizen imstande seien, ausführlich hergeleitet, auch durch verschiedene, von uns gefundene Geschehnisse und Taten bewiesen wird; im

  1. Vorlage: willigt (nicht fehlt)
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/343&oldid=- (Version vom 1.8.2018)