Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/337

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Man kann auch frommerweise annehmen, daß, wenn die von den Hexen durch die Kraft der Dämonen angetanen Krankheiten samt den Hexenurhebern selbst und den Dämonen exkommuniziert würden, sie nicht so gegen die Kranken selbst wüten und diese schneller befreit werden würden, bei Anwendung auch noch anderer erlaubter Exorzismen außer jenen.

Es ist endlich im Gebiete der Etsch allgemeines Gerede, ebenso auch an anderen Orten, daß, wenn mit Gottes Zulassung Heuschrecken in ungeheurer Menge fliegen und Weinberge, Laub,[WS 1] Saaten und alles Grüne abnagen, sie durch derartige Exkommunikation und Verwünschung in die Flucht geschlagen und plötzlich vernichtet worden sind. Wenn man das einem heilig gesprochenen Manne und nicht der Gewalt der Schlüssel zuschreiben will, so sei es im Namen des Herrn: eins haben wir für gewiß, daß weder die Kraft der Wunder noch die Macht der Schlüssel die in Gnaden handelnde Gnade mit Notwendigkeit voraussetzen: indem beides aus der in Gnaden gegebenen Gnade hervorgeht.

Es ist auch ferner zu bemerken, daß, wo keines der vorgenannten Mittel hilft, man dann zu den erlaubten Exorzismen greifen muß, über die weiter unten sich Klarheit ergeben wird. Wenn auch diese zur Verscheuchung der Nichtswürdigkeit des Dämons nicht genügen, dann ist in der Tat eine solche Beunruhigung seitens des Dämons eine den Sünden genügetuende Strafe, falls sie, wie es sich gehört, in Liebe ertragen wird, gerade so wie andere derartige Uebel, die uns so drücken, daß sie uns treiben, zu Gott zu gehen.

Aber es ist auch zu bedenken, daß bisweilen manche Frauen in Wahrheit nicht vom Incubus beunruhigt werden, sondern nur glauben, sie würden so beunruhigt, und zwar geschieht dies vorzüglich den Frauen und nicht den Männern, da sie auch sonst furchtsam und für die Vorstellung wundersamer Bilder empfänglich sind. Daher sagt auch der oft zitierte Guilelmus: „Vieles von phantastischen Erscheinungen geschieht infolge der Melancholie bei vielen, und am meisten bei den Frauen, wie es sich bei Visionen und Enthüllungen zeigt. Der Grund dabei ist, wie die Aerzte wissen, die Natur der weiblichen Seelen selbst, darum, daß sie weit leichter und feiner Eindrücken zugänglich sind als die männlichen Seelen.“ Ebendort fügt er hinzu: „Ich weiß, daß ich eine Frau gesehen habe, welche glaubte, vom Teufel von innen erkannt zu werden, und sagte, sie fühle derartiges Unglaubliches.“

Auch scheinen ihm die Frauen niemals von den Incubi schwanger zu werden; ihre Bäuche schwellen gewaltig an,

  1. Vorlage: Laub
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/337&oldid=- (Version vom 1.8.2018)