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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Es frommt, noch eine andere Hexentat überdies zur Verwünschung eines so großen Verbrechens zu berichten, die in derselben Stadt einer Person, ebenfalls einer Frau, angetan worden ist. Eine verheiratete, und zwar ehrbare Frau trat auf und bekundete nach Form Rechtens wie oben: „Hinter dem Hause“, sagte sie, „habe ich einen Garten, und daran stößt der meiner Nachbarin. Als ich nun eines Tages bemerkt hatte, daß aus dem Garten der Nachbarin nach meinem Gemüsefelde nicht ohne meinen Schaden vorübergegangen würde, kam plötzlich, während ich in der Tür zum Gemüsefelde stand und mich bei mir selbst beklagte und ärgerte, sowohl über das Herübergehen als auch über den Schaden, die Nachbarin herzu und fragte, ob ich sie im Verdachte hätte? Aber erschrocken wegen ihres schlechten Rufes brachte ich nichts weiter vor als die Worte: „Die Schritte im Grase zeigen den Schaden.“ Da entfernte sie sich unwillig, weil ich mich, wie sie es vielleicht gern gesehen hätte, nicht in Streiterei mit ihr einlassen wollte, mit einem Gemurmel. Ich konnte aber die Worte, die sie ausstieß, nicht verstehen, wiewohl ich sie hörte. Nach wenigen Tagen aber befiel mich eine gewaltige Krankheit mit Bauchschmerzen und sehr heftigen Stichen von der linken Seite nach der rechten und umgekehrt, als wenn zwei Schwerter oder Messer in meine Brust geheftet seien; und so störte ich Tag und Nacht durch mein Schreien alle meine übrigen Nachbarn. Während (diese) zusammenströmten, mich zu trösten, traf es sich, daß ein Töpfer, der die vorerwähnte Nachbarin und Hexe in ehebrecherischer Schandtat zur Geliebten hatte, in gleicher Weise besuchsweise herbeikam und nach Worten des Trostes, da er mit meiner Krankheit Mitgefühl hatte, sich entfernte. Am folgenden Tage jedoch kam er wieder und bemerkte unter anderen Trostesworten: „Ich will ein Experiment machen, ob Euch diese Krankheit infolge einer Behexung zugestoßen ist. Wenn es sich als derlei herausstellt, werde ich Euch die Gesundheit wieder verschaffen.“ Er nahm also Blei, schmolz es und goß es, während ich im Bette lag, in eine Schüssel voll Wasser, die er auf meinen Körper stellte; und als aus dem erstarrten Blei ein Bildnis und Figuren verschiedener Dinge erschienen waren, sagte er: „Siehe, infolge von Behexung hat Euch diese Krankheit getroffen, und über der Schwelle der Haustür ist ein Teil der Werkzeuge der Behexung enthalten. Wir wollen also hingehen; und wenn sie beseitigt sind, werdet Ihr Euch besser fühlen.“ So ging mein Mann mit ihm zugleich hin, um das Hexenmittel wegzunehmen; und indem der Töpfer die Schwelle heraushob, hieß er den Gatten die Hand in die

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)