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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Kühlung des Herzens nötig ist, weshalb auch die Stummen die Atmung nötig haben. Zweitens gehört dazu, daß (das Sprechen) durch den Stoß eines Körpers in der Luft gebildet werde: so, wie wenn jemand mit einem Stück Holz die Luft oder eine Glocke erschüttert, er dann einen lauten oder leisen Klang hervorbringt. Denn die Materie, die an sich nicht tönend ist, gibt, wenn sie von einem tönenden Instrumente gestoßen wird, einen Ton, je nach der Größe des Körpers; er wird in die Luft aufgenommen und vervielfältigt bis zu den Ohren des Hörenden; ist dieser weit entfernt, so muß er augenscheinlich näher kommen. – Drittens ist nötig, die Stimme; und man kann sagen, daß „Ton“ bei unbeseelten Körpern bei beseelten „Stimme“ heißt: Hier gibt es eine Zunge, die die eingeatmete und wieder ausgestoßene Luft in dem von Gott gegründeten Instrument und Gefäße, das natürliches Leben hat, stößt, was bei der Glocke nicht ist; darum heißt hier Ton, was dort Stimme heißt. – Dieser dritte Punkt kann durch den zweiten ausgelegt werden; und ich habe es deshalb so niedergeschrieben, damit die Prediger einen Fingerzeig hätten, es dem Volke klar zu machen. – Viertens ist nötig, daß der, welcher die Stimme bildet, seinen Gedanken einem anderen durch die Stimme ausdrücken will; und damit der ihn verstehe, deshalb bildet er die Stimme, d. h. er artikuliert im Munde der Reihe nach, indem er die Zunge an die Zähne stößt, die Lippen schließt und öffnet und die im Munde gestoßene Luft nach der äußeren Luft ausschickt, so daß die Stimme, vervielfältigt, nach und nach zu den Ohren des Hörenden gelangt, der dann den Gedanken des anderen erfaßt.

Zur Sache. – Die Dämonen entraten der Lunge, wie der Zunge, doch können sie eine künstliche zeigen, nach der Eigenart des Körpers, wie auch Zähne und Lippen: Daher können sie nicht wirklich und eigentlich sprechen. Aber weil sie Verstand haben, so stoßen sie, wenn sie einen Gedanken ausdrücken wollen, nicht durch Stimme, sondern durch Töne, die eine gewisse Aehnlichkeit mit Stimmen haben, nicht wie bei den Menschen, die eingeatmete und eingenommene Luft, sondern die im angenommenen Körper eingeschlossene Luft und schicken sie artikulierend an die äußere Luft, bis zu den Ohren des Hörenden. Daß ohne aufgenommene und eingeatmete Luft etwas Aehnliches wie eine Stimme entstehen könne, zeigt sich an gewissen Tieren, die nicht atmen, und an bestimmten Instrumenten, die eine Stimme haben sollen, wie der Philosoph, de anima II sagt. Halex (?) nämlich gibt, wenn er aus dem Wasser gezogen wird, plötzlich einen Ton von sich und stirbt.

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)