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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Die Wahrheit kann aus den Worten des Cassianus, coll. 1 hergeleitet werden, wo er sagt, es gebe so viel unreine Geister, als Neigungen im Menschen, was ohne Zweifel zu billigen ist. Denn es ist bekannt, daß einige von ihnen, die das Volk auch Heiden nennt, wir aber Trollen, die in Norwegen häufig sind, oder Schrettel, Neckgeister und Kobolde sind, indem sie bestimmte Plätze und Straßen stetig besetzen und die Vorübergehenden zwar keineswegs unter Qualen verletzen können, aber mit Necken und Foppen sich begnügen und sie mehr ermüden als schädigen; andere Dämonen aber bringen die Nächte mit nur die Menschen schädigenden Inkubationen hin; andere wieder sind so der Tollheit und Raserei geweiht, daß sie nicht zufrieden sind, die Leiber derer, die sie bewohnen, durch fürchterliches Zerren zu quälen, sondern sich beeilen, auch auf die Vorübergehenden von oben sich zu stürzen und sie mit dem jämmerlichsten Tode zu treffen. Er will sagen, daß sie nicht nur die Leiber bewohnen, sondern auch furchtbar quälen, wie solche im Evangelium, Matthaeus VIII beschrieben werden.

Daraus können wir schließen: Erstens, daß man nicht sagen darf, die Hexen führen nicht örtlich aus darum, weil es Gott nicht zuließe; denn wenn er zuläßt bei Gerechten und Unschuldigen, oder auch bei Zauberern, wie sollte er es nicht bei solchen, die sich ganz dem Teufel ergeben haben? Und um mit heiliger Scheu zu reden: hob nicht der Teufel unseren Heiland hoch und entführte ihn und stellte ihn hierhin und dorthin, wie das Evangelium bestätigt?

Zweitens gilt es nicht, wenn die Gegner behaupten, der Teufel könne derlei nicht tun: denn er hat, wie im obigen sich zeigte, so gewaltige, natürliche Macht, die alles Körperliche übertrifft, daß ihr keine Erdenmacht verglichen werden kann, nach dem Worte: „Es ist keine Macht auf Erden usw.“ Im Gegenteil hat Luzifer eine gar gewaltige Kraft oder Macht, wie sie größer auch unter den guten Engeln im Himmel nicht existiert. Denn wie er alle Engel an natürlichen Gaben übertraf und nicht diese, sondern nur die Gnadengüter durch den Sündenfall verringert worden sind, deshalb bleiben sie auch bis heute noch in ihm, wenn auch verdunkelt und gebunden. Daher die Glosse über jene Stelle: „Es gibt keine Macht auf Erden usw.“ sagt: „Und wenn er alles überwindet, den Verdiensten der Heiligen unterliegt er doch.“

Es gilt auch nicht, wenn jemand zweierlei einwirft, erstens, daß die Seele des Menschen ihm widerstehen könne, und daß die Schrift von einem, im Singular, nämlich Luzifer, zu sprechen

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)