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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Danach ist klar, was in den Diözesen von Straßburg und Konstanz, und zwar in Hagenau und Ravensburg vor kaum drei Jahren geschehen ist. Nämlich in der ersten Stadt hing sich eine (Hexe) an einem schlechten und zerreißlichen Kleide auf. Eine andere, mit Namen Walpurgis, war wegen der Hexerei der Verschwiegenheit wundersam berühmt, indem sie andere Weiber unterwies, wie sie sich solche Verschwiegenheit dadurch verschaffen mußten, daß sie einen Knaben, und zwar einen erstgeborenen, im Ofen kochten. – Diese Taten und Geschehnisse sind noch ganz neu; und ebenso ist es mit den in der zweiten Stadt Eingeäscherten, von denen hin und wieder gelegentlich die Rede sein soll.

Es gibt noch eine vierte Ursache, warum die Dämonen bei gewissen Hexen die Huldigung aufschieben, bei anderen aber nicht: Darum nämlich, weil sie die Lebensdauer des Menschen leichter als die Astronomen erkennen und ihnen eher das Ziel des Lebens vorschreiben oder das natürliche Ende durch einen Zufall, auf die Weise, wie oben gesagt, beschleunigen können.

Dies wird kurz erklärt durch die Taten und Vollbringungen der Hexen, wobei zunächst der Scharfsinn des Dämonen in solchen Dingen hergeleitet wird. Denn weil nach Augustinus De natura daemonum sieben Ursachen angegeben werden, deshalb schließen auch die Dämonen ziemlich gut auf die Zukunft; nicht als ob sie dieselbe bestimmt wissen könnten: Erstens, weil sie stark sind bezüglich der Handlung ihres Verstandes durch ihren natürlichen Scharfsinn; daher sie auch ohne Untersuchung wissen, die doch bei uns etwas Notwendiges ist. Zweitens, weil sie wegen langer Erfahrung und durch Eingebung höherer Geister mehr wissen als wir. Daher wird aus Isidorus von den Gelehrten oft angeführt, daß die Dämonen durch dreifachen Scharfsinn stark sind: durch natürlichen Scharfsinn, lange Erfahrung und Eingebung höherer Geister. Drittens, wegen der Schnelligkeit ihrer Bewegung, so daß sie mit wunderbarer Schnelligkeit im Westen weissagen können, was im Osten zu geschehen hat. Viertens, wie sie durch ihre Macht mit Zulassung Gottes Krankheiten bringen, die Luft vergiften und Hungersnot verursachen können, so können sie das auch vorhersagen. Fünftens, weil sie aus Anzeichen genauer den Tod vorhersagen können, als der Arzt, der den Urin sieht und den Puls (befühlt). Denn wie dieser aus Anzeichen auf etwas im Kranken schließt, was der gemeine Mann nicht beachtet, so findet auch der Dämon das, was kein Mensch von Natur sieht. Sechstens,

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)