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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Kreuzes.‘[WS 1] Und als ich das versprochen hatte und sie voranging, schützte ich mich doch heimlich mit dem Zeichen des Kreuzes, während ich ihr die Treppe hinauf folgte. Daher kam es, daß, als wir zusammen oben auf der obersten Stufe[WS 2] und vor der Kammer standen, die Vettel mit furchtbaren Blicken und voll wütenden Zornes sich umkehrend und mich anblickend sagte: ‚Ha, verflucht sollst du sein! Warum hast du dich mit dem Zeichen des Kreuzes geschützt? Weg von hier, im Namen des Teufels!‘ und so kam ich ungeschädigt wieder nach meiner Wohnung.“

Daraus kann man entnehmen, mit welcher Schlauheit jener alte Feind sich auf die Versuchung der Seelen stürzt. Die erwähnte, nachher eingeäscherte Bademutter sagte aus, auf diese Weise sei sie selbst von einer anderen Vettel verführt worden, ihre Genossin jedoch auf eine andere Art: Diese hätte nämlich unterwegs den Dämon in menschlicher Gestalt getroffen, da sie selbst die Absicht gehabt, ihren Geliebten zu besuchen, um mit ihm zu buhlen; und als sie von dem Incubus erkannt und gefragt worden war, ob sie ihn erkenne, und sie antwortete, sie kenne ihn durchaus nicht, da erwiderte jener: „Ich bin der Teufel, und wenn du willst, werde ich nach deinem Willen immer bereit sein und werde dich in keiner Not verlassen.“ Als sie dazu ja gesagt, sann sie achtzehn Jahre lang, bis an ihr Lebensende, auf solche teuflische Unflätereien, und zwar mit gänzlicher Ableugnung des Glaubens. –

Die dritte Art des Verlockens und Verführens geschieht durch das Mittel der Traurigkeit und der Armut. Denn gefallene Jungfrauen, die von ihren Liebhabern verlassen sind, denen sie unter dem Eheversprechen sich preisgegeben, wenden sich, da sie alles Vertrauen verloren und überall nur Schmach und Schande sehen, an den Schutz des Teufels, entweder in der Absicht, sich zu rächen, indem sie ihren (ehemaligen) Liebhaber oder die, mit der er sich verbunden hat, behexen, oder um sonst mit allen Unflätereien sich zu befassen und zu hexen. Und wie die Zahl solcher Jungfrauen, wie leider die Erfahrung lehrt, Unzahl ist, so auch die der Hexen, die aus ihnen hervorgehen. Nur weniges aus vielem wollen wir berichten.

Es ist ein Ort in der Diözese Brixen, wo ein junger Mann über sein Weib, das ihm behext war, einen solchen Fall aussagte: „Ich liebte in der Jugend“, so sagte er, „ein Mädchen und sie bestand fest darauf, daß ich sie ehelichte; ich aber verschmähte sie und heiratete eine andere, aus einer anderen Herrschaft; ich wollte ihr jedoch aus Freundschaft gefällig sein und lud sie zur Hochzeit. Sie kam, und während die anderen ehrbaren Frauen

  1. Vorlage: Kreuzes.
  2. Vorlage: Stube
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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)