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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

nicht Lebende noch Tote zu schonen, da sie die Seelen samt den Leibern töten.

In der dritten Weise endlich, die auch Weissagung aus Träumen heißt, wird zweierlei beobachtet: Erstens, wenn jemand Träume benutzt, um dadurch imstande zu sein, Verborgenes zu enthüllen durch die Eingebungen der bösen Geister, mit denen sie ausdrückliche Pakte haben, wenn sie nämlich dabei angerufen werden; zweitens aber, wenn jemand der Träume sich bedient, die Zukunft zu erkennen, wonach Träume hervorgehen aus göttlicher Eingebung oder aus einer natürlichen inneren oder äußeren Ursache, soweit eine solche Kraft sich ausdehnen kann; dann wird das keine unerlaubte Weissagung sein. — Thomas a. a. O.

Um dies zu verstehen, und damit die Prediger wenigstens einen Kern für ihre Predigten haben, ist zuerst von den Engeln zu sprechen. Da der Engel von beschränkter Macht ist, kann er von der Zukunft einer disponierten Seele wirksamer etwas enthüllen, als einer nicht disponierten. Disposition aber kommt nach der Beruhigung der inneren und äußeren Bewegungen, z. B. wenn die Nächte schweigend sind, und die Bewegungen der Dünste aufgehört haben, was um die Morgenröte geschieht, wenn die Digestion vollendet ist; und das sage ich von uns, da wir allzumal Sünder sind, denen die Engel aus göttlicher Liebe zur Erfüllung der Pflicht etwas offenbaren, oder wenn sie um die Morgenröte studieren, die den Geist zum Verständnisse dunkler Schriftstellen geschickt macht. Denn ein Engel leitet den Verstand, wie Gott den Willen, und Himmelskörper unseren Leib. Er kann aber anderen, vollkommenen Individuen zu jeder Stunde, im Schlafe und im Wachen, Eingebungen machen, wiewohl sie nach dem Philosophen, de somn. et vigil. mehr zu der einen Zeit geeignet sind, Eingebungen zu empfangen, als zu einer anderen, wie gesagt ist, und wie auch die Zauberer zu tun gewohnt sind.

Zweitens bemerke, daß aus der natürlichen Besorgtheit der Natur um die Beherrschung des Körpers es sich trifft, daß gewisses Zukünftige eine natürliche Ursache im schlafenden Menschen hat; und dann sind jene Träume oder Visionen nur Zeichen, und nicht Ursachen, wie betreffs des Engels gesagt ist; und zwar Zeichen dessen, was künftig den Menschen trifft, wie Krankheit oder Gesundung, Gefahr usw. Und das ist die Ansicht des Aristoteles a. a. O., daß die Natur der Seele im Schlafe gewisse Dispositionen zeigt, die im Körper sind, aus denen später Krankheit oder sonst etwas entsteht; wie, wenn jemand von Beschäftigung mit feurigen Sachen träumt, dies ein

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/175&oldid=- (Version vom 8.9.2022)