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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

mitteilbar gewesen wäre, Gott es schlechterdings mitgeteilt hätte, deshalb, weil alle anderen mitteilbaren Gutheiten und Vollkommenheiten der Kreaturen, wenigstens im allgemeinen, mitgeteilt sind, wie die persönliche Einheit der beiden Naturen in Christus, der Mütterlichkeit und Jungfräulichkeit in Maria, die Gnadeneinheit in den Pilgern, die seligmachende in den Auserwählten usw. Wenn wir also nicht lesen, daß dies einer Kreatur mitgeteilt sei, weil weder dem Menschen noch dem Engel, nach dem Worte: „Auch in seinen Engeln fand er Verkehrtheit,“ so ist es gewiß, daß es dem Menschen von Gott nicht mitgeteilt werden kann, daß er von Natur sündlos sei, mag er es auch durch Gnade bekommen.

Zweitens bezüglich desselben Punktes: Wenn es mitteilbar wäre und es nicht mitgeteilt würde, dann wäre das Universum nicht vollkommen, dessen Vollkommenheit darin besteht, daß alle mitteilbaren Gutheiten der Kreaturen im allgemeinen mitgeteilt sind.

Auch gilt das Argument nicht, daß Gott, da er der Allermächtigste ist und nach seinem Bildnis die Menschen und Engel geschaffen hat, auch das verleihen konnte, daß die Kreatur infolge des Wesens ihrer Natur die Gabe besäße, nicht sündigen zu können; oder auch, daß er bewirken sollte, daß jener Stand der Gnade, der die Bestärkung im Guten wirkt, ein wesentlicher Teil der Natur des Engels oder des Menschen sei, so daß er so nach seinem natürlichen Wesen die Bestärkung im Guten hätte, daß er nicht sündigen könnte. Denn erstens ist das Argument nicht beweiskräftig, weil, wenn Gott auch der Allmächtigste und Allergütigste ist, er jenes doch nicht verleihen kann: nicht aus Unvollkommenheit seiner Macht, sondern aus Unvollkommenheit der Kreatur, welche Unvollkommenheit zuerst daran bemerkt wird, daß das weder ein Mensch noch ein Engel empfangen kann und konnte. Der Grund: Da er eine Kreatur ist, hängt sein Sein ab vom Schöpfer, wie das Verursachte von der Ursache seines Seins; und Schaffen ist, etwas aus nichts machen: Deshalb, wenn er sich selbst überlassen wird, zerfällt er, bleibt jedoch bewahrt, so lange er den Einfluß der Ursache annimmt. Als Beispiel nimm, wenn du willst, das Licht, das so lange leuchtet, als es Wachs hat. — Steht dies fest, so ist bekannt, daß Gott den Menschen geschaffen hat und ihn ließ in der Hand seines Rates, Sprüche XV, und ähnlich den Engel, von Anfang der Schöpfung an. Und dies ist geschehen durch den freien Willen; und wie es dessen Eigentümlichkeit ist, zu tun oder zu lassen, so ist es auch seine Eigentümlichkeit, vor seinem

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/154&oldid=- (Version vom 14.9.2022)