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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

riecht, da der Betreffende sich in die Irrlehren der Ungläubigen verwickelt.

Mit Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß, mit der Voraussetzung, daß die Vorsehung Gott zukommt, nach Weisheit Salomonis 14: „Du aber, Vater, lenkst alles mit Vorsehung,“ auch zu lehren ist, daß alles derart seiner Vorsehung unterworfen ist, daß er auch alles unmittelbar vorsieht. Dies wollen wir klarmachen durch Zurückweisung eines gewissen entgegengesetzten Irrtums. Nämlich betreffs des Wortes Job 22: „Wolken sind seine Decke, und er wandelt im Umgange des Himmels und achtet unserer Werke nicht,“ haben einige gemeint, nach der Ansicht des S. Thomas I, 22, man müsse annehmen, daß nur das Unverderbbare der göttlichen Vorsehung unterliege, als da sind die gesonderten Substanzen und die Himmelskörper, samt den Gestalten der unteren Wesen, die auch unverderbbar sind; die Einzelwesen aber, die verderbbar sind, seien ihr nicht unterworfen. Daher sagten sie, so sei der göttlichen Vorsehung alles Untere unterstellt, was in der Welt geschieht, aber nur im allgemeinen, nicht im einzelnen oder besonderen. Aber weil das andere unpassend schien, daß die Sorge Gottes um den Menschen nicht größer sein sollte als um die anderen Geschöpfe, deshalb sagte Rabbi Moses, in dem Wunsche, die Mitte zu halten, in Uebereinstimmung mit den ersten, daß alles Verderbbare, wie es die Einzelwesen z. B. sind, Gottes Leitung durchaus nicht unterworfen sind, sondern nur das Universelle und das andere, was noch genannt ist: den Menschen aber nahm er aus von jener Allgemeinheit des Verderbbaren, und zwar wegen der Herrlichkeit seines Verstandes, durch den er Anteil hat an den gesonderten Substanzen. — Und so wäre nach dieser Meinung alles, was dem Menschen durch Hexerei zustieße, nach der Zulassung Gottes geschehen, nicht aber das, was alles an den Tieren und den Feldfrüchten gehext wird.

Mag nun diese Meinung auch der Wahrheit näherkommen als jene, welche überhaupt die göttliche Vorsehung in den Dingen der Welt leugnete, behauptend, die Welt sei nur durch Zufall entstanden, wie Demokritos und die Epikuräer lehrten: So ist doch auch sie nicht frei von großer Verkehrtheit, darum, daß man sagen muß, daß alles der göttlichen Vorsehung unterworfen sei, nicht bloß im allgemeinen, sondern auch im besonderen, so daß nicht nur die Hexereien an den Menschen, sondern auch die an den Tieren und Feldfrüchten durch göttliche, vorsehende Zulassung geschehen. Das wird erklärt: Soweit erstreckt sich die Vorsehung und das Walten

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/151&oldid=- (Version vom 14.9.2022)