Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/149

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

oder Vorsehung irgend eines Lenkenden: Aber die Menschen werden von Gott sich selbst anvertraut nach Sprüche 15: „Gott stellte von Anfang den Menschen hin und ließ ihn in der Hand seines Rates. [sic! Rates.“] Besonders auch die Bösen werden in ihren Werken gelassen nach dem Worte: „Er entließ sie nach den Wünschen ihrer Herzen.“ Darum sind nicht alle Bosheiten der göttlichen Zulassung unterworfen.

Ferner sagt Augustinus im Enchiridium, wie auch der Philosoph, Metaph. 9: „Besser ist es, etwas nicht zu wissen, als Wertloses zu wissen; aber alles, was besser ist, muß Gott gegeben werden.“ Also kümmert Gott sich nicht um jene niedrigsten Hexentaten, daß er sie zulasse oder nicht. Ebenso der Apostel, Korinther II, 9: „Gott sorget nicht für die Ochsen.“ (Und ebensowenig um die anderen unvernünftigen Kreaturen.) Darum sorgt Gott nicht, wenn gehext wird oder nicht; noch auch unterliegt das seiner Zulassung, die aus der Vorsehung hervorgeht.

Ferner: Was aus der Notwendigkeit hervorgeht, verlangt nicht vorsehende Zulassung, wie auch nicht Klugheit. Das ergibt sich aus den Worten des Philosophen, Eth. VI: „Klugheit ist richtiges, verständiges Verhalten in den vorliegenden Dingen, wobei zu raten und zu wählen ist.“ Aber manche Hexenwerke geschehen aus Notwendigkeit, wenn nämlich aus gewissen Ursachen und den Einflüssen der Himmelskörper Krankheiten entstehen, oder anderes, was wir für Hexenwerk erklären: Darum ist es nicht immer der göttlichen Zulassung unterworfen.

Ferner: Wenn die Menschen mit Zulassung Gottes behext werden, dann fragt man, warum der eine mehr als der andere? Wenn man sagt, wegen der Sünden, die in dem einen zahlreicher sind als in dem andern, so scheint dies falsch zu sein, weil dann größere Sünder mehr behext würden, während doch das Gegenteil feststeht, insofern sie nämlich auf Erden ebenso weniger gestraft werden, nach dem Worte: „Wohl geht es allen, welche unredlich handeln;“ als sie auch weniger behext werden. Endlich ist es klar daraus, daß unschuldige Kinder und andere Gerechte mehr behext werden.

Aber dagegen: Gott erlaubt das Böse, mag er auch nicht wollen, daß dasselbe geschieht; und zwar wegen der Vollkommenheit des Universum. Dionysius de div. nom. 3: „Das Böse wird sein bei allen, nämlich beitragend zur Vollkommenheit des Universum;“ und Augustinus, Enchiridium: „Aus allem Guten und Bösen besteht die bewundernswerte Schönheit

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/149&oldid=- (Version vom 14.9.2022)