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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Schärfe der Augen praestringit (schwächt), so daß die Dinge anders erscheinen als sie sind; und (weil) wie Alexander de Ales 2 sagt: „Gaukelei im eigentlichen Sinne ist eine Täuschung seitens des Dämonen, die ihren Grund nicht hat in der Verwandlung des Tatbestandes, sondern nur in dem Erkennenden, welcher getäuscht wird, sei es an den inneren, sei es an den äußeren Sinnen“ — daher können wir, allgemein gesprochen, auch von der menschlichen Gaukelkunst reden. Sie kann auf drei Weisen geschehen: Eine ohne Kraft der Dämonen, und die heißt besser Täuschung, weil sie künstlich geschieht durch die Betätigung der Menschen, indem diese Dinge zeigen oder verbergen, wie es bei den Kunststücken der Spaßmacher und Mimen geschieht.

Die zweite Art geschieht auch ohne die Kraft der Dämonen, auf natürliche Weise, durch die Kraft natürlicher Körper, auch der Mineralien; und wer diese hat, kann nach der bestimmten, solchen Dingen innewohnenden Kraft Dinge zeigen oder erscheinen lassen, wie sie nicht sind. So läßt nach Thomas I, 114, 4 und mehreren anderen ein gewisses angezündetes oder glimmendes Kraut durch seinen Rauch Balken aussehen wie Schlangen.

Die dritte Art der Täuschung ist die, welche durch Dämonen, jedoch mit Zulassung Gottes, geschieht. Es haben nämlich die Dämonen von Natur, wie sich gezeigt, über gewisse niedere Dinge eine gewisse Macht, welche sie an diesen üben können, wenn Gott es zuläßt, so daß dann auch die Dinge anders erscheinen als sie sind.

Zu dieser dritten Art ist zu bemerken, daß der Dämon jemanden auf fünf Weisen foppen kann, daß er eine Sache für etwas anderes hält, als sie ist: Erstens durch künstliche Gaukelei, wie gesagt, weil, was ein Mensch durch Kunst weiß, er selbst besser wissen kann. Zweitens durch natürliche Anwendung irgendeines Dinges, wie gesagt ist, durch Dazwischenlegen eines Körpers, so daß ein anderer verborgen werde, oder auch in der Phantasie des Menschen, die er stört. Drittens, daß er sich manchmal in einem angenommenen Körper als etwas zeigt, was es in Wirklichkeit nicht ist, wie Gregorius dial. 1 erzählt von einer Nonne, welche Salat aß, der aber, wie der Dämon selbst gestanden, nicht Salat war, sondern der Dämon selbst in der Gestalt des Salats oder in dem Salate selbst. So ging es auch dem Antonius mit einem Goldklumpen, den er in einer Wüste fand. Oder wenn er einen wahren Menschen so bedeckt, daß er als dummes Tier erscheint, wie noch gesagt werden wird. Viertens, daß er manchmal

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/135&oldid=- (Version vom 14.9.2022)