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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

einen flachgestalteten, fleischfarbenen Körper zwischen das Sehen und Befühlen durch die Hände und Augen und zwischen den wahren Körper des Leidenden selbst legen, so daß er mit seiner Urteilskraft nichts sehen und fühlen kann außer einem glatten Körper, der durch kein Glied unterbrochen ist. Man sehe die Worte des S. Thomas II, 8, 5 über die gauklerischen Vorspiegelungen, und II, 2, 91 und in den Untersuchungen über das Böse, wo er häufig jenes Wort des Augustinus 83 anführt: „Es schleicht dies Uebel des Dämonen durch alle Zugänge der Sinne, macht sich fühlbar durch Gestalten, paßt sich den Farben an, hängt an den Tönen, unterwirft sich den Düften, dringt ein mit den Gerüchen.“

Ferner gehört hierher der Grund, daß nicht nur durch Unterlegung eines flachen, nicht gegliederten Körpers eine solche gauklerische Vorspiegelung am Sehen und Fühlen geschieht, sondern auch durch das Mittel, daß gewisse aufgespeicherte Geister oder Gestalten herausgeführt werden zu ihren inneren Sinnessitzen, nämlich zur Vorstellung und Phantasie, woher eine Einbildung kommt, als wenn jene eben erst aus dem äußeren Sinne entständen. Denn wie in der vorigen Frage festgestellt ist, können die Dämonen durch eigene Macht die Körper örtlich verändern. Durch die Verwandlung aber der Geister und Säfte geschieht es nach der Handlung der Natur, daß etwas den Sinnen erscheint; ich sage: Auf natürliche Weise. Auch der Philosoph, de somno et vigilia, sagt, indem er eine Ursache für die Erscheinung der Träume angibt, daß, wenn ein Geschöpf schläft, das meiste Blut nach dem Hauptsitze der Sinne fließe, und daß zugleich die Bewegungen oder Eindrücke, die aus den Bewegungen der Sinnenwelt zurückgelassen und in den Sinnesgeistern aufgespeichert sind, mitfließen. Das Ziel ward oben erklärt: Daß dann etwas erscheint, als wenn eben erst die Sinne von der Außenwelt gereizt würden. Und weil dies die Natur tun kann, so vermag es der Teufel um so mehr, Formen oder Gestalten eines flachen, nicht mit einem männlichen Gliede versehenen Körpers nach der Phantasie und Einbildungskraft herauszuführen, so daß die Sinne meinen, es sei in Wahrheit so. Dadurch erscheinen auch, wie weiter unten sich zeigen wird, die Menschen als Tiere, während sie es doch in Wirklichkeit nicht sind.

Zweitens sind andere Arten zu erwähnen, die leichter zu verstehen und zu predigen sind. Denn weil Gaukelei (praestigium) nach Isidorus Etym. VIII, 9, nichts weiter ist als eine Art Täuschung der Sinne und besonders der Augen, daher sie auch nach praestringo genannt wird, weil sie die

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/134&oldid=- (Version vom 14.9.2022)