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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

etwas getan wissen will; denn wenn jemand im Zustande des Wissens ist oder in demselben Sinnesgestalten hat, gebraucht er sie, wie er will.

Es wird auch aus dem, was gesagt ist, bewiesen, daß ein Engel nicht in die Seele schlüpfen und deshalb infolge seiner Natur nicht sehen kann, was in der Seele ist; und zwar, so lange es im Innern der Seele ist. Wenn daher so argumentiert wird: der Dämon kann die Gedanken der Herzen nicht sehen; also kann er auch die Herzen oder Gemüter der Menschen nicht zu Liebe oder Haß reizen, so wird gesagt, daß, wie er sie erkennt, nämlich an den Handlungen, und zwar schärfer als der Mensch, er so auch schärfer zu Liebe oder Haß reizen kann, durch Erregung von Phantasiegebilden und Verdunkelung des Verstandes.

Es ist auch einiges den furchtsamen Gewissen und Tugendhaften zu ihrem Troste zu sagen, daß die äußere sinnliche und körperliche Veränderung, welche die Gedanken des Menschen begleitet, manchmal so schwach und unbestimmt ist, daß der Teufel durch sie zu einer sicheren Erkenntnis des Gedankens nicht gelangen kann, besonders wenn sie zuweilen Studien oder guten Werken obliegen; und solche beunruhigt er dann mehr im Schlafe, wie die Erfahrung lehrt. Manchmal ist sie so stark und bestimmt, daß er durch sie die Gedanken bezüglich ihrer Art erkennen kann, so z. B. Gedanken über Neid, oder über Ueppigkeit. Aber ob er durch sie die Gedanken mit Sicherheit bezüglich aller Umstände erkennen könne, wie über den oder jenen, wollen wir zweifelhaft lassen, wie wir es auch (in unseren Quellen so) finden; nur ist es wahr, daß er aus den Handlungen solche Umstände nachträglich erkennen kann.

Viertens ist das klar: Mag es nur Gott zukommen, in die Seele zu schlüpfen, so kann es doch einem guten oder schlechten Engel zukommen, in den Körper und folglich in die dem Körper angefügten Kräfte auf die erwähnte Weise zu schlüpfen; daher sie Liebe und Haß in einem solchen Menschen verursachen können. Auf das andere, daß die fühlende Kraft würdiger sei als die schaffende, sie jedoch von ihm nicht verändert werden kann, ist zu sagen, daß er im Gegenteil auch über die schaffende Kraft (Einfluß zu üben) vermöchte, so daß etwas schneller oder langsamer zu Knochen oder Fleisch gemacht würde: aber dazu wirkt er nicht so mit wie zum Hindern oder Antreiben der inneren oder äußeren sensitiven Kräfte, und zwar um seines eigenen Vorteils willen, den er sich aus der Täuschung der Sinne und der Blendung des Verstandes am meisten verschafft.

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/124&oldid=- (Version vom 14.9.2022)