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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

erklärt. Ammon liebte seine sehr schöne Schwester Thamar, und er war so sehr weg in sie, daß er wegen seiner Verliebtheit krank ward: Könige II, 13. Wer möchte wohl zu solch schändlicher Unzucht herabsinken, der nicht gänzlich verdorben und schwer vom Teufel versucht ist? Daher dort die Glosse: „Dies ermahnt uns, und deshalb hat es Gott zugelassen, daß wir immer vorsichtig handeln, daß nicht Laster in uns herrschen, und der Fürst der Sünde, der einen falschen Frieden schließt mit den Gefährdeten, uns nicht unversehens tötet, wenn er uns bereit findet.“

Von dieser zweiten Art der Liebe ist das Buch von den heiligen Vätern voll, welches berichtet, daß, wenn sie sich auch aller Versuchung der fleischlichen Lust entzogen hätten, sie doch mehr als glaublich ist, von der Lust nach Weibern versucht wurden. Daher sagt auch der Apostel Korinther II, 12: „Mir ist gegeben der Stachel meines Fleisches, der Engel des Satans, der mich mit Fäusten schlage,“ wo die Glosse sagt: „Er ist mir gegeben zur Versuchung durch die Lust.“ Die Versuchung aber, der man widersteht, ist keine Sünde, sondern eine Art Prüfung der Tugend: und dies wird verstanden von der Versuchung durch den Feind, nicht durch das Fleisch, welche immer zum wenigsten verzeihliche Sünde ist, auch wenn man ihr nicht nachgibt.

Der Prediger kann, wenn er Lust hat, noch einige Beispiele anführen.

Von dem dritten Punkte, daß Liebeswahnsinn aus Hexentaten der Dämonen komme, ist oben gesprochen, und von dieser Versuchung reden wir. Und wenn jemand sagte, wie man unterscheiden könne, daß nicht vom Teufel, sondern allein durch Hexenkunst eine solche ungewöhnliche Liebe entstehe, so ist zu sagen: Auf viele Weisen. Erstens, wenn ein also Versuchter ein schönes, ehrbares Weib hat und von dem anderen (Weibe, das er liebt) das Gegenteil feststeht usw. Zweitens, wenn die Urteilskraft der Vernunft gänzlich gebunden wird, daß er nicht durch Schläge, Worte, Taten oder auch Ablenkungen dazu gebracht werden kann, von ihr zu lassen. Drittens: Besonders, wenn er sich nicht halten kann, so daß er manchmal unerwartet sich auch über eine weite Länderstrecke, ungeachtet der Rauheit des Weges, wie es aus dem Geständnisse solcher ein jeder erfahren kann, (zur Geliebten) begeben muß, am Tage wie bei Nacht; wie nämlich Chrysostomus über Matth. 21 sagt, von der Eselin, auf der Christus ritt, daß, wenn der Dämon den Willen des Menschen durch Sünde einnimmt, er ihn nach Gefallen zieht,

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/121&oldid=- (Version vom 14.9.2022)