Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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Grund, die (d)er (Prediger), wenn er will, aus der vorhergehenden Frage entnehmen kann; wenn nicht, dann bringe er als Autorität und Grund Job 2. Hier sagt Gott zu dem Dämon: „Siehe, in deiner Hand (d. h. Macht) ist Job;“ und zwar war er es mit dem Körper, was klar ist, da er ihm (Macht über) die Seele nicht geben wollte, daher er sagte: „Aber seine Seele bewahre,“ d. h. laß sie ungeschädigt. Grund: Weil er ihm den Leib gab, gab er ihm auch Macht über alle dem Körper angefügten Kräfte: Welche sind fünf äußere und vier innere, nämlich gemeiner Sinn, Phantasie oder Vorstellung, Meinung und Gedächtnis.
Wenn es nicht anders klargemacht werden kann, gebe er das Beispiel von den Schweinen und Schafen, wo die Schweine vermöge des Gedächtnisses in den Stall heimkehren können; und die Schafe durch natürliche Vorstellung den Wolf und Hund unterscheiden: Den einen als Feind, den anderen als Freund ihrer Natur.
Folglich, wenn alle unsere intellektuelle Erkenntnis ihren Ursprung im Sinne hat (da nach dem Philosophen de anima 2 ein Verstehender Bilder der Vorstellung schauen muß), so kann der Dämon, wie er imstande ist, die innere Phantasie zu wandeln, auch den Verstand verdunkeln; und zwar wird das kein unmittelbares Einwirken sein, sondern ein Einwirken unter Vermittlung der Erscheinungen. — Item gebe man nach Gefallen Beispiele, daß nur Bekanntes geliebt wird: Vom Golde, welches der Geizige liebt, weil er dessen Wert kennt, usw. Darum wird durch Verdunkelung des Verstandes auch der Wille in seinen Affekten verdunkelt. Dies aber kann der Dämon tun entweder ohne Hexe oder mit Hexe, ja, es kann sich ereignen durch bloße Unvorsichtigkeit der Augen. Wir werden von den einzelnen (Fällen) Beispiele geben. Denn wie es Jac. 1 heißt: „Ein jeder wird versucht, gereizt und gelockt von seiner Begehrlichkeit; die Begehrlichkeit aber, wenn sie empfangen hat, gebiert sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“ Sichem, als er die Dina ausgehen sah, um die Weiber des Landes zu sehen, verliebte sich in sie, raubte sie und schlief bei ihr, und seine Seele wuchs zusammen mit ihr: Genesis XXXIV; und die Glosse: „Einer schwachen Seele ergeht es so, wenn sie, wie Dina, mit Vernachlässigung eigener Geschäfte die anderer besorgt: Sie wird verführt durch den Umgang und wird eines Sinnes mit den Verführten.“
Zweitens, daß derlei bisweilen auch ohne Hexe, durch Versuchung der Dämonen im allgemeinen geschieht, wird so
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/120&oldid=- (Version vom 14.9.2022)