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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

äußeren Sinnen aufgenommen und in der Phantasie aufgespeicherte Formen sind, sondern er flieht, weil jener ein Feind seiner Natur ist; und das hat er durch eine gewisse Intention und Wahrnehmung der Meinungskraft, welche jenen als schädlich, den Hund als Freund erkannt hat. Der Aufbewahrungsort jener Intentionen ist das Gedächtnis, weil aufnehmen und behalten in der Körperwelt auf gewisse Prinzipien zurückgeführt wird: Denn feuchte (Körper) nehmen leicht auf, aber behalten schlecht; umgekehrt ist es aber mit den trockenen.

Zur Sache. Was sich bei Schlafenden bezüglich der Erscheinungen von Träumen (durch Bewegung) der Geister ereignet, d. h. der im Aufbewahrungsorte aufgespeicherten Gestalten, und zwar durch natürliche körperliche Bewegung, wegen der Bewegung des Blutes und der Säfte nach jenen Hauptpunkten, d. h. nach den inneren sensitiven Kräften hin, und zwar sprechen wir von einer örtlichen, inneren Bewegung im Kopfe und der Zellen des Kopfes — dies kann auch infolge einer ähnlichen durch die Dämonen bewirkten örtlichen Bewegung geschehen und nicht nur bei Schlafenden, sondern auch bei Wachenden, in denen die Dämonen die inneren Geister und Säfte bewegen und erregen können, so daß die in den Aufbewahrungsorten aufgespeicherten Gestalten aus den Schatzkammern zu den sensitiven Hauptsitzen, d. h. zu jenen Kräften, nämlich der Einbildungskraft und Phantasie, herausgeführt werden, so daß solche sich irgendwelche Dinge einzubilden hat; und eine solche wird eine innere Versuchung genannt werden.

Und es ist kein Wunder, daß der Dämon das durch seine natürliche Kraft vermag, wenn jedweder Mensch, wenn er wacht und im Gebrauche der Vernunft ist, durch freiwillige Erregung der aufgespeicherten Gestalten aus seinen Schatzkammern oder Aufbewahrungsorten derartige Gestalten durch sich selbst heraufführen kann, so daß er sich nach Wunsch irgendwelche Dinge vorstellt. Steht das fest, so ist auch die Sache mit dem Liebeswahne klar. Denn weil die Dämonen, wie gesagt, derartige Gestalten bewegen können usw., tun sie es zwiefach: Einmal ohne Hemmung des Gebrauches des Verstandes, wie von der Versuchung gesagt ist und durch das Beispiel von dem freiwilligen Anhangen, das bisweilen vorkommt; manchmal aber so, daß der Gebrauch der Vernunft gänzlich gehemmt ist: Und auch das können wir mit Beispielen belegen vermittels gewisser natürlicher Defekte wie bei Gehirnkranken und Trunkenen; weshalb es nicht verwunderlich ist, daß die Dämonen mit Gottes Zulassung den Gebrauch der Vernunft hemmen. Und solche heißen arreptitii, und daher arreptitius von arripio,

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/117&oldid=- (Version vom 14.9.2022)