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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

die Dämonen auf diese Weise durch örtliche Bewegung Samen sammeln, vereinigen oder bei Ausführung gewisser wunderbaren Taten anwenden können, wie es bei den Zauberern Pharaos gegeschah [sic! geschah], wo sie Schlangen erzeugten, und zwar wirkliche Tiere wobei sie den gehörigen Passiven die gehörigen Aktiven gesellten, so hindert nichts, daß alles, was auch immer aus der örtlichen körperlichen Bewegung der Materie erfolgen kann, durch die Dämonen geschehe, außer wenn sie von Gott gehindert werden.

Wenn dies wiederum feststeht und wir einsehen wollen, wie er die Phantasie des Menschen und die inneren sensitiven Kräfte durch die örtliche Bewegung zu Erscheinungen und heftigen Handlungen reizen kann, so ist zu bemerken, daß z. B. der Philosoph in seinem Buche de somno et vigilia die Ursache der Erscheinung der Träume durch örtliche Bewegung erklärt; deshalb, weil, wenn ein Geschöpf schläft, das meiste Blut nach dem Hauptsitze des Fühlens hinabsteigt und zugleich die Bewegungen oder Eindrücke mit hinabsteigen, die aus den voraufgegangenen Bewegungen der sensibeln (Kräfte) zurückgeblieben und im Geiste oder den sensibeln inneren Kräften aufgespeichert worden sind, welche die Phantasie der Einbildung ausmachen, was, wie sich zeigen wird, nach S. Thomas dasselbe ist. Es ist nämlich die Phantasie oder die Einbildung gleichsam die Schatzkammer der durch die Sinne aufgenommenen Formen. Daher kommt es, daß sie das Fassungsvermögen, d. h. die die Gestalten aufbewahrende Kraft, so bewegen, daß sie in der Phantasie frisch erscheinen, als wenn eben erst der Hauptsitz des Sensitiven von den Außendingen selbst frisch gereizt würde.

Wahr ist, daß nicht alle dies sehen; aber wenn jemand sich bemühen wollte, hätte er die Zahl und Betätigung der inneren Sinne zu betrachten, die nach Avicenna de anima fünf betragen, nämlich den gemeinen Sinn, die Phantasie, die Einbildung, die Meinung und das Gedächtnis; nach dem Heiligen Thomas I, 79 jedoch sind es nur vier, weil er Einbildungskraft und Phantasie nur für eine gelten läßt. Aus Furcht vor der Weitschweifigkeit unterbleibt eine Erklärung; auch deshalb, weil an sehr vielen Stellen davon gehandelt wird. Nur darüber (soll einiges bemerkt werden), daß gesagt worden ist, die Phantasie sei eine Schatzkammer von Gestalten, und es jemandem scheinen könnte, das sei die Gedächtniskraft. Unterscheide, daß Phantasie die Schatzkammer oder der Aufbewahrungsort der durch den Sinn aufgenommenen Formen ist, das Gedächtnis aber der Schatz der Intentionen, die durch den Sinn nicht aufgenommen werden. Wer einen Wolf sieht, flieht nicht wegen der Häßlichkeit der Farbe oder der Gestalt, welches von den

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/116&oldid=- (Version vom 14.9.2022)