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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Teufels keine anderen Sünden geschähen, außer denen, zu denen der Teufel sichtbar erscheinend überredet, so muß man sagen, daß er auch unsichtbar den Menschen zum Sündigen anreizt, was zweifach geschieht: Durch das Mittel des Ueberredens und durch das Mittel des Disponierens. Durch das Mittel des Ueberredens, wenn z. B. der erkennenden Kraft etwas als gut dargestellt wird: Und das kann auf dreifache Weise geschehen, weil es dargestellt wird mit Bezug auf den Verstand, oder mit Bezug auf den inneren, oder mit Bezug auf den äußeren Sinn. Was den Verstand betrifft (so ist zu sagen): Weil der menschliche Verstand von dem Verstande eines guten Engels unterstützt werden kann, oder, wie Dionysius sagt, etwas zu erkennen ist durch das Mittel einer wie immer beschaffenen Erleuchtung (des Betreffenden), aus dem Grunde, weil, wie „einsehen“ nach dem Philosophen „etwas leiden“ ist, deshalb (der gute Engel) in den Verstand eine Erscheinung eindrücken kann, woraus dann die Handlung des Einsehens folgt. Und wenn man sagt, daß auch der Teufel dies durch seine natürliche Kraft tun könne, welche, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, nicht vermindert ist, so ist zu sagen, daß er es nicht kann durch das Mittel der Erleuchtung, sondern durch das Mittel der Ueberredung. Der Grund: Weil der Verstand des Menschen von der Beschaffenheit ist, daß, je mehr er erleuchtet wird, er desto mehr das Wahre erkennt, und je mehr er das Wahre erkennt, er sich desto mehr vor Täuschung hüten kann; und weil der Teufel diese Täuschung endgültig bezweckt: Deshalb kann alle seine Ueberredung nicht Erleuchtung genannt werden, mag man sie auch Eingebung nennen, insofern er durch irgendeinen Eindruck auf die sentitiven [sic! sensitiven] inneren oder äußeren Kräfte, wo er dann sichtbar überreden würde, etwas einprägte, wodurch die intellektuelle Erkenntnis überredet würde, irgendeine Handlung zu vollbringen.

Ueber das wie, nämlich, wie es geschehen kann, daß er einen Eindruck auf die inneren Kräfte hervorbringen kann, ist zu bemerken, daß die körperliche Natur naturgemäß dazu geschaffen ist, von einer geistigen örtlich bewegt zu werden. Das zeigt sich an unseren Leibern, die von den Seelen bewegt werden, ferner an den Himmelskörpern. Aber sie ist nicht geschickt dazu geschaffen, von ihr unmittelbar geformt zu werden, und zwar reden wir hauptsächlich von Formen, sofern sie nach dem foris manendo, nicht nach dem informando so genannt werden. Daher ist es nötig, daß irgendein körperliches Agens dazu komme, wie bewiesen wird Metaph. 7: „Eine körperliche Materie gehorcht natürlicherweise immer guten oder schlechten Engeln bezüglich der örtlichen Bewegung,“ und wenn das feststeht, daß

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/115&oldid=- (Version vom 14.9.2022)