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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

So erzählt darum auch Valerius: Foroneus, König der Griechen, an dem Tage, da er starb, sprach er zu seinem Bruder Leontius: „Am höchsten Glücke würde mir nichts fehlen, wenn mir immer das Weib gefehlt hätte.“ Zu ihm sagte Leontius: „Und wieso steht das Weib der Glückseligkeit im Wege?“ Und jener sprach: „Alle verheirateten Männer wissen das.“ – Sokrates, gefragt, ob man ein Weib nehmen müsse, antwortete: „Wenn du es nicht nimmst, wird Denkereinsamkeit dich aufnehmen: dein Geschlecht geht dann unter, ein fremder Erbe übernimmt dein Vermögen. Aber wenn du eines nimmst, dann hast du ewige Aufregung, Klagen und Streitereien; Vorhalten der Mitgift; böse Stirnfalten der Verwandten; geschwätzige Zunge der Schwiegermutter; Nachfolger einer fremden Ehe; unsichere Aussichten der Kinder.“ Das sagte er aus Erfahrung. Denn wie Hieronymus contra Jovinianum sagt, hatte dieser Sokrates zwei Weiber, welche er mit ungeheurer Geduld ertrug; doch konnte er nicht frei werden von ihrem Keifen, Schreien und Schmähen. Eines Tages also, als sie gegen ihn loszogen, und er deshalb aus dem Hause ging, um ihre Belästigung loszuwerden, und sich vor dem Hause niedersetzte, gossen diese Weiber schmutziges Wasser auf ihn, worüber er als Philosoph nicht weiter erregt wurde; er sprach: „Ich wußte, daß auf den Donner Regen folgen würde.“ Und von einem Manne liest man (folgende Geschichte): Sein Weib war im Flusse ertrunken. Als er ihren Leichnam suchte, um ihn aus dem Wasser zu ziehen, ging er am Flusse entlang, gegen den Strom; und nach dem Grunde gefragt, warum er, da doch schwere Sachen abwärts und nicht aufwärts schwämmen, stromaufwärts suche, antwortete er: „Dieses mein Weib war bei Lebzeiten meinen Worten, Taten und Befehlen entgegen; deshalb suche ich in der entgegengesetzten Weise, ob sie vielleicht auch im Tode noch den entgegengesetzten Willen behauptet gegen die sonstige Gewohnheit.“ [1]

Und wie sie aus dem ersten Mangel, den des Verstandes, leichter als Männer den Glauben ableugnen, so suchen, ersinnen und vollführen sie infolge des zweiten Punktes, der außergewöhnlichen Affekte und Leidenschaften, verschiedene Rache [sei es durch Hexerei, sei es durch irgendwelche anderen Mittel]. Daher ist es kein Wunder, daß es eine solche Menge Hexen in diesem Geschlechte gibt.

  1. Vgl. Pogge, Fazetien. Deutsch von A. Semerau, p. 65. Leipzig 1905.
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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/107&oldid=- (Version vom 18.8.2016)