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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

„Die Zunge deiner Hunde, die aus den Feinden die Seele reißen.“ Daher wurde auch der Leiter und Vater des Predigerordens in der Gestalt eines bellenden Hundes, der eine brennende Fackel im Maule trägt, dargestellt, damit er bis auf den heutigen Tag durch sein Bellen die ketzerischen Wölfe von den Herden der Schafe Christi zu vertreiben habe.

Es erhellt auch aus der täglichen Erfahrung, weil durch die Zunge eines klugen Mannes oft der Tod unendlich vieler Menschen verhindert wird, weshalb Salomon nicht mit Unrecht zu ihrem Lobe Sprüche 10 mehreres gedichtet: „Auf den Lippen des Weisen findet sich Weisheit“ und ferner: „Auserlesenes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Herz des Gottlosen gilt nichts;“ ferner: „Die Lippen des Gerechten unterweisen sehr viele, die aber ungelehrt sind, werden sterben in der Dürftigkeit ihres Herzens.“ Der Grund davon wird ebendort 16 angegeben, weil es Sache des Menschen ist, den Geist vorzubereiten und Gott die Zunge leiten muß.

Ueber die böse Zunge aber wirst du gesprochen finden Prediger 28: „Die dritte Zunge erregte viele und zerstreute sie von Volk zu Volk, vernichtete befestigte Städte und stürzte die Häuser der Großen.“ Es heißt dritte Zunge die Zunge derer, welche zwischen zwei entgegengesetzten Teilen unvorsichtig und tadelnswert reden.

Zweitens, die Geistlichen betreffend (verstehe Kleriker und Religiöse in beiden Geschlechtern), (sagt) Chrysostomus über das Wort: „Er warf hinaus die Verkäufer und Käufer aus dem Tempel“: „Wie[WS 1] alles Gute, so kommt auch alles Schlechte von der Priesterschaft.“ Hieronymus, Epist. ad Nepotianum: „Einen geistlichen Wucherer; einer, der aus einem Armen reich, aus einem Unbekannten bekannt wurde, den fliehe wie die Pest;“ und der Heilige Bernardus, Homil. 23 super Canti., wo er von den Klerikern spricht, sagt: „Wenn ein offenkundiger Ketzer sich erhöbe, würde er ausgestoßen und verkäme; wenn ein wilder Feind, so verbergen sich vielleicht vor ihm die Guten. Jetzt aber, wie werden sie sie vertreiben? Wie sich verbergen? Alle sind Freunde und doch Feinde; alle sind Hausgenossen und keine Friedfertigen; alle sind unsere Nächsten, und jeder sucht das Seine.“ Und an einer anderen Stelle: „Unsere Prälaten sind geworden zu Pilaten, unsere Seelsorger zu Geldsorgern.“ Er spricht auch von den Vorgesetzten der Religiösen, welche den Untergebenen schwere Lasten aufbürden, ohne selbst auch nur mit dem kleinen Finger daran zu rühren. Gregorius sagt im Pasto.: „Niemand schadet in der Kirche mehr, als wer den Namen

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)