die Rede sein.“ – Ich ließ ihn nicht entkommen: „Meinetwegen, Kapitän! Welche Sicherung wünschen Sie?“ – „Daß Sie Alles Geld, das Sie mithaben – bis auf die zehn Francs – bei dem Hotelier, Mr. Coverley oder mir deponiren, ehe Sie hinausgehen.“
Das war für mich ein unangenehmer Augenblick. Mein Vermögen belief sich auf vier Napoleons und fünfzehn Lire in Silber. Ich wurde verlegen wie ein Armer. Statt dem Kapitän ins Gesicht zu lachen und zu erklären, daß ich überhaupt mit ihm nicht mehr wette – willigte ich in seine Bedingung. Ich hielt ihn für einen Gentleman. Ich sperrte meine Brieftasche, die außer Mahnbriefen nichts enthielt, sowie den Geldbeutel in meinen Kasten und lieferte den Schlüssel dem draußen wartenden Hatton-Green ab. Er bat mich hierauf zuvorkommend, auch das Zimmer zu verschließen und den Schlüssel einer dritten Person meiner Wahl zu hinterlassen, da wir uns ja erst seit einigen Tagen kannten. Diese unfeine Bemerkung hätte mich eigentlich stutzig machen sollen. … Ich gab den Zimmerschlüssel Mr. Timberlake. Für zehn Francs ließ ich mir kleine Kupfermünzen einwechseln, die mich sehr beschwerte, und dann ging ich.
„Miß Mabel,“ sagte ich, „in zwei Stunden ist Aufruhr in Amalfi! Vom Balkon des Hotels an der Marina können Sie Alles sehen.“
Sie lachte lustig und bat mich, nicht gar zu verwegen zu sein. O, man braucht die Weiber nur zu amüsiren, dann hat man sie gewonnen. Als ich die Felsentreppe vom Hotel hinunterschritt, kam mir eine hochrothe Rose nachgeflogen. Ich preßte sie an meine Lippen, wie wenn ich in die Schlacht gezogen wäre.
Meine Herren, Sie werden vielleicht finden, daß es
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)