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wenn ich einen hätte und in den Zeiten der Ritterlichkeit lebte… Und das Gesicht von adeliger Feinheit, und der Hals, der Schulternfall, die weiche Linie des jungen Leibes!… Kurz, ich betete sie gleich an. Denn das war noch meine gute Zeit, in der ich nicht nur geliebt wurde, sondern ab und zu auch selber liebte. Uebrigens wird Sie das nicht interessiren.

Erfahrung hatte ich allerdings schon damals. Ich wußte, wie man ein Boot entert. Jedenfalls war ich sofort entschlossen, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen, mitzufahren bis ans Ende der Welt oder wenigstens bis an das Ende meiner Baarmittel, welches näher gelegen war. Ich besah mir ihre Gesellschaft unauffällig. Es war ein Vater und eine Mutter da, sowie ein verdächtiger Kerl mit rothen Whiskers, in dem ich gleich den angehenden Bräutigam witterte. Unverkennbar die angeborene Flegelhaftigkeit und das Bestreben, dieselbe vor Mister, Mistreß und Miß Coverley nicht in einem die National-Gewohnheiten übersteigenden Maße zu verrathen. Der Herr mit den Whiskers war Kapitän Hatton-Green. (Die Namen erfuhr ich natürlich erst später.) Es zeigte sich bald, daß die Engländer dasselbe Ziel hatten, wie ich. Wir ignorirten uns aber gegenseitig auf das kunstvollste. In Sorrent bestiegen drei Bänkelsänger unser amalfitanisches Schiff. Ich gab ihrem Häuptling einen Wink. Die drei Musikanten führten nun mit Tambouringeklirr, Guitarrengezirp und Geigenquieken, singend und tanzend, ein paar groteske Ständchen auf. Die Miß dankte mir mit einem vorüberhuschenden reizenden Blick, den ich nicht wahrzunehmen für gut fand. Nach dem zweiten oder dritten Liedchen hatte ich einen wahrhaft fürstlichen Einfall. Ich warf Jedem der Spielleute einen Louisd’or hin, absichtlich

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)