Der Maler Robert schwieg. Sie ließen seine Erzählung lange auszittern.
Endlich rief der Doktor:
„Ihr Joseph Müller war wirklich gar nicht dumm. Man hätte ihm seine „Halkyone“ sicherlich verdorben. Zunächst wäre sie für Kriegszwecke mißbraucht worden, dann hätte sie das Wohlbefinden einiger Machthaber und Geldprotzen weiter erhöhen müssen, unter gleichzeitiger Verbreitung von neuen Formen des Elends.“
„Sie sind mir zu sozialistisch, lieber Freund,“ entgegnete der Pariser; „Joseph Müller war im Unrecht, und vor allem hat er die Tragweite seiner Erfindung nicht verstanden. Er durfte nicht an die Menschen seiner Zeit denken und am wenigsten an die Armseligen seiner nächsten Umgebung. Wer die Zukunft vorbereitet, muß über die Gegenwart hinwegblicken können. Die besseren Menschen werden kommen.“
Eine der Frauen aber wendete sich zum Erzähler, und ihre Stimme klang lieblich in den Abend hinein: „Zur Größe fehlt dem Helden ihres Märchens nur Eins: das Verzeihen.“
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)