er die Zeichnungen, Berechnungen und Kostenüberschläge fertig hatte, trat er damit vor seinen Meister hin. Er wollte, daß der Meister sich mit anderen Meistern zusammenthue, und daß diese Vereinigung, verstärkt durch eine Anzahl gelehrter Techniker, einen öffentlichen Aufruf zur Beschaffung der Kosten erlasse. Denn es war ein großer Betrag erforderlich, ungefähr zwei Millionen Gulden. Es mußte nämlich eine eigene Fabrik zur Herstellung der einzelnen Bestandtheile gebaut werden. Ferner waren besondere Laboratorien für die Erzeugung der Sprengstoffe nöthig. Kurz und gut, zwei Millionen, anders ging es nicht.
Der Meister lachte ihm ins Gesicht: er möge sich diese Narrheit aus dem Kopfe schlagen, das sei eine vollkommen verrückte Geschichte, auf die kein denkender Mensch jemals eingehen werde. Joseph Müller schlich beschämt von dannen, war aber von seiner Erfindung durchaus nicht abgebracht. Er sagte sich nur, daß er auf das Wohlwollen und die Hülfe anderer nicht rechnen dürfe. Und mit seiner eisernen Beharrlichkeit begann er nun nach praktischen Auskunftsmitteln zu suchen.
Indessen war es in der Werkstatt ruchbar geworden, daß Joseph Müller übergeschnappt sei. Die anderen Arbeiter fingen an, ihn mit dem lenkbaren Luftschiff zu hänseln, und er lachte gutmüthig mit über die derben Dummheiten. Es gab unter den Gesellen einen Spaßmacher, den Hanswurst, der sich überall findet, wo ein Paar Menschen beisammen sind. Dieser trieb es besonders arg. Joseph Müller ließ das eine Zeitlang ruhig über sich ergehen. Einmal verhöhnte ihn aber der Hanswurst auch vor der schnippischen Jungfer, und sie lachte dazu sehr laut, so daß es dem armen Erfinder ordentlich ins Herz schnitt. Sie
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)