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„Mit Vergnügen. Auf das Wohl der Damen!“

Der Akademiker dachte nach und murmelte: „Buonaparte! Den Namen muß ich doch schon irgendwo gehört haben. … Halt! Herr Pétout, gab es nicht einen gewissen Buonaparte, der ein großes Kaufhaus führte – bis vor ein paar Jahren? Wie hieß es nur?“

„Das Magazin des Weltalls! Freilich! Dieser Buonaparte und mein General ist ein und derselbe.“

„Wieso?“

„Der Kriegsminister Aubry wollte ihm seinen Generalsrang nicht bestätigen, überhaupt waren ihm die Bureauleute aufsässig. Sie ließen ihn petitioniren und antichambriren. Endlich riß ihm die Geduld. Wir zogen die Uniform aus, und Adieu, Soldatenhandwerk!“

„Wir? Sie auch?“

„Jawohl. Ich wußte nicht, wohin mein General gehen wollte, aber ich folgte ihm. Na, es waren harte Tage. Wir hatten manchmal kaum das trockene Brot. Mit den Lebensmitteln stand es ja damals im Allgemeinen schlecht. Die Herren werden sich vielleicht noch erinnern, wie es im Jahre 1795 zuging. Die Damen sind zu jung, um es zu wissen. … Auf Ihr Wohl, meine Damen! … Also wo war ich? Richtig, bei den Lebensmitteln. Das war sein erster Geniestreich. „Pétout“, sagte er mir, „weißt Du, womit man jetzt einen Haufen Geld verdienen könnte, wirkliches, hartes, goldenes Geld?“ – „Nein, mein General“, sagte ich, „ich habe keine Ahnung.“ Und ich hatte auch thatsächlich keine Ahnung. Aber er, er hatte sie. Wir müssen Butter, Eier, Geflügel nach Paris bringen. Das war nun leichter gesagt, als gethan. Erstens brauchte man dazu Geld, um einzukaufen. Zweitens mußte man die Sachen durch ein Land voll Räubern nach der Stadt schaffen.

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)