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„Schläfst Du denn, Fritz?“ lacht sie.

Und er darauf, noch ganz dämmrig: „Wenn uns in der Mitte unseres Lebens ein Schlaf befiele, gleich jenem der eingepuppten Raupe, und wir nachher erwachten …“

„So erwache doch, Mittagsschläfer!“

Ermuntert fährt er jetzt in die Höhe, lächelt auch ein wenig und sagt: „War mir’s doch … Ich glaube, Du hast mich vorhin nach meinem merkwürdigsten Abenteuer gefragt? Nicht?“

„Ganz Recht. Lass’ also hören!“

„Mein merkwürdigstes Abenteuer war, daß ich einst eine Raupe gewesen.“

„Ich verstehe nicht.“

„Oder ein ‚reizender Junge‘, wenn Dir das lieber ist. So hoch hat nimmermehr mein Herz geschlagen, so athemlos, so glücklich und unglücklich wie damals war ich nie wieder in meinem Leben … In dem Buche da hab’ ich etwas Sonderbares, Köstliches gefunden. Lies! … Ein Bruch geht durch unser Wesen, und theilt es wunderbar in Raupe und Schmetterling. In meiner Art lese ich das so: Wenn wir selber nicht mehr lieben, werden wir geliebt. Das Erste ist aber viel seliger als das Zweite. Und darum meine ich, daß die Raupe weit, weit mehr zu beneiden ist, als der Schmetterling …“

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)