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war vom selben Mechaniker – der für die besten Familien New-Yorks arbeitet. …

Einige Monate nachher. Auf einem Ball der guten – hm, sagen wir: der reichen Gesellschaft. Mistreß Windall flirtet bereits unter den Palmen jener Fensternische mit irgend einem sehr blonden und rothbefrackten Jüngling. John Habakuk durchrast derweilen im Walzertact den Saal. Drei seiner Tänzerinnen, kräftige Mädchen, mußten sich schon lendenlahm und keuchend in den Buffetraum zurückziehen. Der bekannte irische Witzbold Oberst Mac Row, der für seine beißenden Bemerkungen wiederholt durchgeprügelt worden, meinte:

„Dieser Windall tanzt so leidenschaftlich, wie wenn er ein Greis wäre.“

Endlich ist aber auch John, der Unermüdliche, müde. Er drückt sich das Taschentuch vor die heiße Stirn und tritt zurück. Da flüstert hinter ihm Jemand:

„Geben Sie nur Acht, daß Sie Ihren Fuß nicht verlieren! Die jungen Damen könnten erschrecken.“

Blaß vor Zorn und Scham wendet John sich nach dem Sprecher um.

„Ah, Sie mein theuerster Doktor!“

Boaster ist leichtsinnig genug, ihm die Hand zu geben. Als er sie nach vier Sekunden zurückzieht, sind die Finger blau und roth geschwollen. John Windall will offenbar durch diese Mißhandlung andeuten, wie sehr er sich über das Wiedersehen freue.

Der Doktor lächelt mühsam:

„Na, und Sie haben ja auch geheirathet, wie ich höre? Ihre schöne Miß Lillian!

John Habakuk neigt sich dicht an sein Ohr und seufzt:

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)