hatte er nämlich eine Stunde nach dem Zwischenfall mit Mister Ham die sanfte Frage gerichtet:
„Ihr dreifach gesalzenen Schurken, wo habt ihr meinen Fuß hingethan?“
Der Wärter antwortete höflich:
„Herr, Sie können ganz unbesorgt sein. Bei uns geht nichts verloren. Hier ist Ihr werther Fuß.“ Und zeigte auf eine mächtige Spiritusflasche. Wohl hielt sich der Mann in weiser Entfernung von Windall’s Händen, aber er hatte mit dem noch vorhandenen linken Fuß nicht gerechnet. Von dieser jetzt vereinsamten Extremität empfing er denn auch einen nicht unbedeutenden Fußtritt. Weil jedoch kein edler Theil berührt wurde, gelang es Windall nachträglich, den Wärter mit 300 Dollars zu besänftigen.
Und wo war Boaster?
In den ersten Tagen, so lange John Habakuk schäumte und tobte und gebunden werden mußte, ließ der große Arzt sich überhaupt nicht blicken. Als man ihm mittheilte, der Patient sei ruhiger geworden, besuchte er ihn.
John Habakuk rief ihm die von Jägerphantasie zeugenden Worte entgegen:
„Du Schakal von einem triefäugigen Aasgeier, ich werde Dir beide Ohren abschneiden und mir Deine Nase braten lassen.“ Nur hatte er zufällig die Zwangsjacke an, so daß der Doktor sich mit diesen sympathischen Absichten begnügen mußte.
„Sobald Sie den Ton der guten Gesellschaft wiedergefunden haben, mein junger Freund, lassen Sie es mich wissen. Wir wollen dann weiter plaudern.“ Und mit fürstlichem Anstande zog sich der Mann der Wissenschaft zurück, während sein Opfer ihm noch eine Unzahl Namen aus den verrufensten Gebieten der Zoologie nachschrie.
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)