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Schweine bis zur Bewußtlosigkeit zu mästen. Mein Vater wurde dabei dreißig Millionen Dollars schwer. Als er dieses Gewicht erreicht hatte, starb er. Ich war einziger Erbe.“

„Wohlgethan! … Wenn es Ihnen aber gleichgültig ist, wollen wir jetzt von Ihrem Leiden sprechen, Mister Windall.“

„Wir sind mitten drin. Ich bin dreißig Jahre alt, frei, reich, kerngesund – wenigstens körperlich. Dennoch ist mir das Leben zur schrecklichen Last geworden. Mühsam schleppe ich mich aus einem Tag in den andern. Alles ist mir ekel und verhaßt. Ich langweile mich, wie zweiundzwanzig britische Lords zusammen genommen … Kurzum: Spleen! … Wissen Sie ein Mittel dagegen, so sagen Sie es mir. Wissen Sie keines, so geben Sie mir die schmerzloseste Todesart an, in der ein Mann weggehen kann. In beiden Fällen erhalten Sie die Zehntausend.“

„Ja, mein lieber Windall, da muß ich zunächst hören, was Sie schon Alles versucht haben. Ich nehme an, daß Sie schon Mehreres versuchten, ehe Sie zu mir kamen.“

„Sie nehmen richtig an. Ich habe Alles versucht. Reisen, Gefahren, Jagden, Spiel, Wein, Weiber.“

„Was für Weiber?“

„Alle Arten, alle Farben, alle Größen, alle Nationalitäten.“

„Sie sagten, Sie waren frei. Waren Sie es immer?“

„Es gab eine Zeit, in der ich verlobt war. Mit einem herrlichen Geschöpf: Miß Lillian Sleed, Tochter des Pferdedecken-Barons Sleed. Sie liebte mich um meiner selbst willen, denn sie ist ja noch um sechs bis acht Millionen schwerer als ich. Sie hat die Werbung eines der jungen

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/185&oldid=- (Version vom 1.8.2018)