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waren. Ich spreche von meinen Kolleginnen; ich war auch denen zu schlecht. Die Männer in den kleineren Städten sind ärger als die in den großen. Sie werden vielleicht wissen, warum?

Wir gaben unsere Vorstellungen im großen Saale des „rothen Löwen“. Es gab da eine hübsche Bühne für die durchreisenden Gesellschaften. Ferner zwei Ankleide-Logen: eine für uns, eine für die Herren; keine Garderobe wie diese da, aber man konnte sich doch aus- und anziehen. Das Ankleidezimmer! Ein wirres Durcheinander von Kostümen, Requisiten, Straßengewändern. Da ist ein Strumpf als Lesezeichen in ein Buch geklemmt, dort steckt das Lockenholz in einem lichten Atlasschuh, dessen Flecken man mit Seife zu putzen versucht hat. An der Wand weiße Unterröcke, die erst wochenlang auf der Scene getragen worden und noch zu gut sind für die Straße. Was da alles umherliegt an der ungehörigen Stelle, golddurchwirkte Gürtel, Lichtscheren, verwittwete Galoschen, leere Schminktöpfe, Notenrollen durch ein Strumpfband zusammengehalten, Unordnung, Schmutz. Die eine legt alle ihre Sachen über einander auf einen Sessel, der schließlich umfällt. Die andere verstreut gleich von vornherein das, was sie brauchen wird. Und über allem liegt eine feine Wolke von Staub und ein eigenthümlich brenzlich schwerer, dumpfer Geruch.

Jene Garderobe war dann der Schauplatz dessen, was ich Ihnen erzähle. Vielleicht finden Sie, daß es keine so große Sache gewesen, daß sich das alle Tage ereigne. Ich selbst habe seither diesen anderen Standpunkt kennen gelernt, von dem aus dergleichen nur als grober, jedoch verzeihlicher Spaß erscheint. Dazumal sah ich darin eine Schändung und Brutalität; ich war ja mitten in der Gemeinheit

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)