„Denken Sie, Gentlemen, uas uir just für ein Schreck haben gehabt. Es uar die letzte Number – Mumbo. Mumbo uar gewesen sehr unruhig schon die ganze Abend. Auf einmal, mitten in der Manège, er brüllt und strampt mit die Füße. Und auf einmal Mumbo legt sich auf das Sand und uill nicht aufstehen und hat Krämpfe. Ich sage zum Direktor: ‚Goddam, das sind Geburtsuehen‘. Und richtig, es uaren Geburtsuehen. Und mitten in de Manège Mumbo hat gehabt Junge. Drei kleine Mumbo! Drei Stuck!“ …
Herr Friedrich Schnepp hatte kein Wort von dieser Mittheilung verloren. Jetzt sah er hastig nach der Uhr, langte seinen Hut herunter und stürzte aus dem Zimmer.
Herr Bunge benahm sich viel ruhiger. Doch nach fünf Minuten erhob er sich ebenfalls. Es war die höchste Zeit, wenn das noch ins Morgenblatt kommen sollte. Er eilte in seine Redaktion und verfaßte einen ausgezeichneten Bericht, der sich über hundertfünfzig Druckzeilen erstreckte. Das Ereigniß wurde sehr anschaulich geschildert, zum Schluß konnte Herr Bunge aber einen leisen Tadel nicht unterdrücken. „Der Direktion, wiewohl sie sonst an Einsicht wenig zu wünschen übrig läßt, können wir nicht umhin, zu bemerken, daß sie ein in einem solch vorgeschrittenen Zustande befindliches Thier besser gethan hätte, nicht auftreten zu lassen; das ist kein Schauspiel für Götter.“
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Am nächsten Morgen suchte Herr Bunge vergeblich den rivalisirenden Bericht in der „Morgenwacht.“ Dieses Blatt hatte gar nichts über Mumbos Entbindung. Welch ein Esel dieser Schnepp! Er hatte es gewußt und nicht
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)