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Die für solche Zwecke geeigneten Mauern der Residenz bedeckten sich eines schönen Tages mit riesigen Anschlagzetteln, auf denen das eine einzige geheimnißvolle Wort zu lesen war:

Mumbo.

Zu einer anderen Zeit hätte es vielleicht eine volle Woche gedauert, bis das aufregende Räthsel gelöst worden wäre. Nicht so jetzt, wo „Morgenwacht“ und „Volksstimme“ um die Perlen rangen, einander die Neuigkeiten abliefen. Die „Morgenwacht“ hatte schon am nächsten Tage eine längere Notiz über Mumbo. Mumbo sei der Name einer Tinktur gegen das Ausfallen der Haare und zur Beförderung des Bartwuchses. Die „Morgenwacht“ knüpfte an diese Mittheilung einige scherzhafte und noch fast neue Bemerkungen über das Wesen der Reklame. Die „Volkesstimme“ schwieg an diesem Tage. Aber in ihrer nächsten Nummer hatte sie Folgendes: „Wie wir aus bester Quelle erfahren“ – Bunge ist aus der Klaue zu erkennen – „wie wir aus bester Quelle erfahren, ist Mumbo der beispiellos dressirte Elephant, der in dem demnächst in hiesiger Stadt gastiren sollenden Cirkus, welcher außerdem noch über zwei andere Stars, nämlich Miß Fiorentina, die gefeierte Jongleuse zu Pferde, und Mr. Box, den dümmsten „August“ der bewohnten Welt, verfügt, seine Künste produziren wird. Damit ist wohl die ganze Nichtigkeit einer in einem hiesigen Blatte erschienenen Notiz, in welcher Mumbo als Bartpomade ausgegeben wird, bewiesen…“

Und so war es. Bunge hatte wieder einmal über Schnepp gesiegt. Die „Volkesstimme“ war wohl um einen Tag später gekommen, aber welch ein Unterschied in der

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)