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Hinüber in deutsches Land! Aber während unser Zug donnernd und klappernd die spätherbstliche Landschaft durchbrauste, flogen meine Gedanken rückwärts, nach dem sonnigen Anfang dieser Reise. Und alle Räusche und Tollheiten der letzten Monate waren spurlos vergangen, die guten Gesellen, mit denen ich getafelt, waren versunken; vergessen die Schönen, die ich umarmt, die Spröden wie die Gefügigen. Nur eine Einzige stand vor mir, begehrenswerth und unerreichbar: die, deren Namen ich nicht einmal wußte, von der ich nichts besessen hatte, als ein Lächeln … Wenn ich die Augen zudrückte, sah ich sie – blässer als in der Wirklichkeit und noch bezaubernder und süßer, Madeleine de Commercy! …

Glauben Sie nicht, daß dieses thörichte Gefühl gleich wieder verschwand. O nein. Es wuchs, je mehr ich mich von ihrer Heimath entfernte, je größer die Wahrscheinlichkeit wurde, daß ich sie nie wieder sehen könne. Zu Hause angelangt, trat ich in den gewohnten Kreis meiner Geschäfte und Zerstreuungen. Es geschah ziemlich mechanisch und freudlos. Mir war zu Muthe, wie einem armen Teufel, der das große Loos besessen und vor der Ziehung fortgegeben hatte. Jenes Lächeln war eine Verheißung – ich hatte sie nicht begriffen …“

„Und Sie haben die Dame von Commercy nicht wiedergesehen?“ fragte der Hausherr.

„Geduld!“ sagte Herr Paul sanft. „Ich werde gleich zu Ende kommen. … Ein, zwei Jahre wandelten vorüber. Ich dachte in unveränderter Zärtlichkeit an die Liebliche. Das feine Gesicht, in dem das fragende, geheimnißvolle Lächeln blühte, kam mir nie aus dem Sinn. Und allmählich setzte sich in mir der Entschluß fest, sie aufzusuchen um jeden Preis. Dann wollte ich nicht mehr so

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)