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„Bis er zu mir betteln kommt!“ Und sein Vetter: „Nicht bevor er zu Grunde geht!“

Sie hatten die Gewohnheit angenommen, einander zu hassen, und sie haßten einander fort, über alle Wechselfälle des Schicksals hinweg. Es wäre darin auch niemals ein Wandel eingetreten ohne den letzten großen Streich Kilchbergs.

Kilchberg, der immer zum Gigantismus geneigt hatte, kam auf der Höhe seiner Erfolge, am Abend seines Lebens, auf den Gedanken, einen Ring der Produzenten nach amerikanischer Art zu schaffen. Kaum hatte sein Vetter davon erfahren, begann er, ihm mit aller Macht entgegenzuarbeiten. Jäh war das Gefecht im Gange. Was sie bisher streitend unternommen hatten, war Spiel und Tändelei gegen diesen Feldzug. Es war ein Feldzug, dessen Schilderung einer berufeneren Feder aus der Eisenbranche vorbehalten bleiben mag. Genug, der Eisenmarkt erzitterte unter den Stößen, die Kilchberg und sein Vetter einander versetzten. Martin hatte des Gegners Kräfte sorgsam berechnet, bevor er sich auf den Kampf einließ, und er war nahezu sicher, den Ring zu sprengen. Welcher Triumph! Doch nein, zum erstenmale in seinem Leben verrechnete sich der Vetter. Kilchberg hatte durch unbekannte Kombinationen plötzlich viel größere Mittel zur Verfügung, als angenommen werden konnte, und sein Vetter wurde gefangen, erdrückt. Er kämpfte, wie der Heldendichter sagen würde, mit Konkursverachtung; es half ihm nichts, er wurde vernichtet. Aber bald nach ihm nahm eine größere Macht den Kampf gegen Kilchbergs Ring auf, und nun unterlag auch dieser mit Schimpf und Schande. Kilchberg und sein Vetter waren Bettler.

Da begab sich das Wunderbare. Niemand bemühte sich darum, die alten, deklassirten armen Feinde zusammenzubringen.

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)