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lässt, wenigstens Polemon die Runde, dass Μαίσων, die Person, in der sicilischen (d. i. epicharmischen, megarischen) Posse vorkam. So glaubten sie sich in Gemäßheit ihrer plattrationalistischen Methode vollauf berechtigt, die Existenz eines εὑρέτης Μαίσων anzunehmen, allerdings eines Schauspielers Maison. Dies auf den Dichter der megarischen Komödie übertragen zu haben ist das Verdienst moderner, vielleicht auch schon antiker Concordanzhistorie. Es stand nämlich auf einer der Hermen des attischen Marktes der räthselhafte Vers ἀντ’ εὐεργεσίας Ἀγαμέμνονα δῆσαν Ἀχαιοί. Den sollte der Megarer Maison gemacht haben[1]. Das muss derselbe sein, wie der Schauspieler, Hermen hat Hipparch errichtet (freilich nicht die Hermenstoa), ohne Mühe ist die Combination fertig. Wir werden uns vor dieser Weisheit hüten. Wir begreifen wohl, dass ein völlig räthselhafter, scheinbar ganz verkehrter Spruch für einen megarischen, einen maisonischen Witz gehalten ward; wie Maccus dazu kommen sollte, Sinnschriften für Hipparch zu verfertigen, ist uns unerfindlich.

Wirklichen Gewinn für die Geschichte der Komödie haben uns also weder die Peripatetiker noch die Alexandriner gebracht, aber sie schlossen doch auf factische Anhaltspunkte hin, mit Gelehrsamkeit und Scharfsinn, wenn auch mit verkehrter Methode. So kann man auch an ihren Irrthümern lernen. Es kam aber eine Zeit in der antiken Wissenschaft, wo die Hallucination und der Schwindel an die Stelle der Forschung trat; wo es zu mühsam war, durch Arbeit und Nachdenken sich Aufschlüsse zu verschaffen, und es viel bequemer und eleganter schien das Gewünschte zu erträumen oder zu erlügen. Diese Zeit hat der Geschichte der Komödie die dritte Gestalt gegeben, die in Bruchstücken bei Suidas vorliegt, also wohl dem jüngeren Dionysios von Halikarnass gehört, der natürlich auch Aelteren folgte. Suidas setzt Chionides s. v. acht Jahr vor die Perserkriege, s. v. Epicharmos sechs Jahr vor die Perserkriege Myllos, Euetes, Euxenides; von Magnes sagt er s. v. ὃς καὶ ἐπιβάλλει Ἐπιχάρμῳ νέος πρεσβύτῃ; diese Angaben mit Aristoteles combiniren zu wollen ist bare Unkritik; es bleibt nur die Wahl. Sie könnte an sich nicht zweifelhaft sein. Aber man erkennt auch den Zusammenhang, in dem diese Darstellung entstanden ist, man erkennt die Absicht der Fälschung. Zunächst

  1. Harpokrat. s. v. ἑρμαῖ. Zenob. II 11.
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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_340.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)