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Aechtheit von Assyrern und Heroen annehmen[1]? Also die alexandrinische Forschung steht mit Aristoteles im besten Einklang, es existirten keine vorkratinischen Komödien. Ein directes Zeugniss kommt noch hinzu: Aspasios, dessen Quelle, wie wir sahen, ganz vortrefflich ist, nennt Ekphantides den παλαιότατος τῶν ἀρχαίων κωμικῶν. Es gehörte die ganze Voreingenommenheit O. Müllers dazu, auf dies Zeugniss hin Ekphantides zum Vorgänger des Chionides zu machen und dann gegen Aristoteles ins Feld zu führen. Wie man Kratinos, bei dem man zuerst drei Schauspieler traf, einfach zum Erfinder dieser Institution machte, so ist Ekphantides der älteste Komiker, weil es ältere Stücke nicht gab; älter als Kratinos musste er erscheinen, weil er nicht mehr bis in die eigentliche Blüthezeit der Komödie herabreichte. Und schließlich zeigt eine allgemeine Uebersicht, dass sich von dem Repertoir der komischen Bühne aus der Zeit vor Eupolis und Aristophanes überhaupt nur äußerst wenig erhalten hatte. Von Ekphantides kennen wir einen Titel und ausser den oben angeführten keinen ganzen Vers, von Lysippos gab es die einzigen Bakchen[2], von Telekleides, der doch die zwanziger Jahre erreichte, fünf, von Krates sieben Komödien, und dass auch bei Kratinos die Mehrzahl nach seinem Siege 436 fallen, ist mehrfach bemerkt worden. Sichere Spuren weisen seine Thrakerinnen dem Jahr 443 zu; darüber hinaus kann nichts einigermaßen zuverlässig angesetzt werden. So bieten die Reste der Komödie selber keine Handhabe, um das Jahr, in welchem die Komödie Staatsinstitut ward, näher zu bestimmen. Dagegen fühlt man sich versucht, die Angaben des Eusebius, der Kratinos 454, Krates 451 agnosci lässt, hieher zu ziehen. Sie sind wenigstens an sich unverdächtig und würden sehr wohl zu den allgemeinen Vorstellungen, die man aus Aristoteles gewinnt, passen, aber da Eusebius dem Kratinos den Piaton gesellt und die Veranlassung zu diesem Irrthum nicht ersichtlich ist, so kann man auch auf die andere Hälfte der Notiz sich nicht verlassen. Wir werden

  1. Man pflegt in diesen Fällen eine spätere Umarbeitung, eine doppelte Recension anzunehmen. Obgleich das eine haltlose Annahme ist, mit der überhaupt zwar sehr viel Unheil gestiftet, aber noch keine Schwierigkeit gehoben, so nehme man es einmal getrost hier an: man giebt damit ja doch die Gestalt der vorkratinischen Komödie auf, und lediglich darauf kann es ankommen.
  2. C. I. Gr. I 229. Bergk comm. 143.
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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_336.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)