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Was werden wir nun sagen, wenn uns die attischen Komiker von einer megarischen Komödie reden? Wenn es nur das wäre, dass sie eine Komödie megarisch nennten, so würde man überhaupt darin wohl nur ein Aequivalent von plump gesehen haben. Das ist’s freilich nicht, und so müssen wir uns die Stellen, die Aspasios weiter anführt, ansehen. Nur eins ist uns im Voraus klar: irgend eine attische Tücke steckt dahinter. Wer von uns verlangt, darin ein biderbes Eingeständniss der Athener zu sehn, die stolzeste und eigenartigste Blüthe ihrer Poesie stamme aus der Fremde, aus Megara gar – ja, ich will lieber nicht sagen, was ich dem erwidern möchte. Und wenn der megarische Ursprung der Komödie auch zehnmal so wahr wäre wie er falsch ist, wenn es eine notorische Thatsache gewesen wäre, so notorisch, wie dass Kleon die abgefallenen Mytilenaeer 427 hinrichten wollte, die Komödie würde so sicher das Gegentheil behaupten, weil es ihr passte, wie der edle ehrliche Aristophanes behauptet, Kleon habe sich von den Mytilenaeern bestechen lassen.

Zunächst steht da bei Aspasios eine verdorbene Stelle des Ekphantides; zum Glück ist das, was wir suchen, kenntlich; ich befolge Hermanns Lesart

Μεγαρικῆς κωμῳδίας
ᾆσμ’ ᾖδον εἰ μὴ ᾐσχυνάμην
τὸ δρᾶμα Μεγαρικὸν ποιεῖν.

Wie man die Sache auch wenden mag, man kommt nicht darum herum, ein Spiel mit dem Worte megarisch zu finden, in dem zuerst die örtliche Beziehung, dann die Nebenbedeutung des Plumpen vorklingt. Der alte Ekphantides kannte also, aber wohlgemerkt kannte auf der attischen Bühne eine megarische Komödie, die er als plump von sich weist. Welcher Art sie war, sagt er nicht; da hilft die andere Stelle, da sie im Zusammenhang vorliegt, weiter. Der Sclave, der im Prologe der Wespen des Aristophanes die Zuschauer mit der Fabel des Stückes (dem λόγος) bekannt macht, fordert dieselben auf

μηδὲν παρ’ ἡμῶν προσδοκᾶν λίαν μέγα
μηδ’ αὖ γέλωτα Μεγαρόθεν κεκλεμμένον.
οὐκ ἔστιν ἡμῖν οὔτε κάρυ’ έκ φορμίδος
δούλω διαρριπτοῦντε τοῖς θεωμένοις

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οὔθ’ Ἡρακλῆς τὸ δεῖπνον ἐξαπατώμενος

οὐδ’ αὖθις ἐνασελγαινόμενος Εὐριπίδης

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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_329.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)