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von Salamis verwandt, theils selbst Aiakiden. Das hat alle Wahrscheinlichkeit für sich. Zunächst ist es offenbar nicht erfunden, denn es ist an Culte und Locale mannichfach geknüpft. Dann wird es durchaus empfohlen dadurch, dass die Bevölkerung von den dorischen Einwohnern so völlig entnationalisirt ist: das ist nur bei diesen halbhellenischen Völkern der Fall, deren ursprüngliches Wesen darum sich jeder scharfen Präcisirung entzieht. Ganz ahnlich hat sich dasselbe Volk auf Aigina gegen die dorischen Einwanderer verhalten. Ferner bestätigt sich die Zusammengehörigkeit von Salamis und Megara; und ist es nicht in hohem Grade bedeutsam, dass die Athener von Ansiedelungen salaminischer, die Aiakiden als Stammväter verehrender Geschlechter grade in Melite und Brauron reden, d. h. an Stellen, wo notorisch stammfremde, wahrscheinlich eben karisch-lelegische Bevölkerung vorhanden war. Gewiss sind die Megarer im Recht, wenn sie den Unhold Skeiron als eine attische Verteufelung ihres Landesheros bezeichnen, und dafür zum Beweise die Genealogien anführen, welche ihn mit den untadeligen Aiakiden verknüpfen; das hätte die Sage mit dem Straßenräuber nie gethan. Aber es ist eine hübsche Probe von der freundnachbarlichen Gesinnung Athens. Die Monumente zeigen, dass die Umbildung des Skeiron schon um die Mitte des fünften Jahrhunderts vollendet war[1]. Schließlich geben die homerischen Gedichte zwar kein directes aber darum doch ein beredtes Zeugniss ab. Megara selbst kommt darin nicht vor; natürlich, denn τὰ Μέγαρα sind die ‚Herrensitze‘ des dorischen Adels; die megarischen uns bekannten Heroen sind

  1. Eine Metope des Theseion, eine wahrscheinlich archaische Terracotta auf dem Dach der Poikile Pausan. I 3, 1 mehrere wundervolle Vasenbilder aus eben dieser Zeit; in der Litteratur scheint das älteste Euripides’ Satyrspiel. Als rationalistisch erkennt man leicht die megarische Version bei Plut. Thes. 10, Skeiron sei als Feldherr des Königs Diokles von Theseus in der Schlacht um Eleusis erschlagen. Brunn befiehlt freilich neuerdings zu glauben, dass diese apokryphe megarische Tradition in kimonischer Zeit an einem attischen öffentlichen Denkmal dargestellt sei; befiehlt zu glauben, dass diese Schlacht um Eleusis im skeironischen Engpass (der nur in Brunns Hirne existirt) stattgefunden habe, und zugleich dieselbe gewesen sei mit dem Kampfe, den Demophon zum Wohl der Herakleiden gegen Eurystheus angefochten: das Ergebniss des Sieges sei die Annexion von Megara und die Errichtung der Grenzsäule am Isthmos gewesen; also dargestellt, im Friese des Theseion. Aber die Wissenschaft wird sich dies nicht octroyiren lassen.
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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_325.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)