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Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie

Pränomen des Adoptivvaters, sondern das Cognomen des leiblichen Vaters als Pränomen beigelegt worden und es hat derselbe als Julier ohne Zweifel nie ein anderes Pränomen geführt[1]. Der Grund war offenbar, dass bei dem Eintritt in die domus Caesarum das charakteristische Cognomen weder fehlen noch auch nur durch ein zweites beeinträchtigt werden sollte, also das Gedächtniss an den leiblichen Vater nur, freilich unter Zurücksetzung des adoptiven, in dem Vornamen festgehalten werden konnte. Wahrscheinlich aber ist dieser Vorname von Haus aus, ähnlich wie das praenomen imperatoris des Großvaters, als eine persönliche Prärogative betrachtet worden, da derselbe als solcher bei den Nachkommen nirgends wiederkehrt. Dagegen erhielt bekanntlich, als unmittelbar nach dem Tode des Germanicus seinem Bruder Zwillinge geboren wurden, der eine derselben den Namen des Großvaters, der andere den Namen Germanicus.

Die Benennung der Söhne erklärt sich übrigens ohne Schwierigkeit. Der Vorname des Erstgeborenen ist wohl vom Vater überkommen, der denselben, wie bemerkt, allem Anschein nach vor der Adoption geführt hat; an den leiblichen Großvater kann deshalb nicht wohl gedacht werden, weil nach diesem der zweite Sohn heisst und die Namen der beiden ältesten Söhne nicht wohl auf dieselbe Person zurückgeführt werden können. – Dass der zweite Sohn von dem leiblichen väterlichen Großvater benannt ist, ist evident, aber sehr beachtenswerth für die Stellung des Tiberius zu Augustus und den Seinigen, dass in der Namengebung der Enkel dem verstorbenen leiblichen Großvater vor dem lebenden Adoptivgroßvater der Vortritt gegeben wird. – Der dritte Sohn führt dann den Namen des väterlichen Adoptivgroßvaters, welcher zugleich der des Vaterbruders ist. – Der Name des vierten Sohnes ist unbekannt; am nächsten läge dafür Tiberius, wenn, wie wahrscheinlich, bei der Geburt des vierten Sohnes der dritte schon

  1. Nur für seine Freigelassenen musste Germanicus allerdings noch ein anderes Pränomen verwenden; aber welches dies gewesen ist, wissen wir bis jetzt nicht, da unter den wenigen Freigelassenen, die von ihm und von seinen Töchtern vorkommen (zum Beispiel Orelli 4146; Mur. 922, 43), meines Wissens keiner mehr als das Cognomen nennt. Auch von seinen Söhnen Nero und Drusus und von seinem Adoptivbruder Drusus liegt wohl keine Inschrift vor, die Antwort auf die Frage gäbe, welche Vornamen ihre Freigelassenen getragen haben.
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Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1878, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_13_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)