Seite:Hermann von Bezzel - Zeitbetrachtung.pdf/31

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und die Arbeit der Geistlichen an ihr kräftig betont sehen. Daß Fachaufsicht nicht das letzte Ziel der Lehrer sei – Sachsen mag’s bezeugen –, daß sie bald wieder beanstandet werde, ferner daß kaum ein Freund für die Konfessionsschule durch den Entfall der geistlichen Schulaufsicht erstehen werde, endlich daß man dem Auftraggeber Staat nicht die Arbeit künden solle, sondern warten müsse, ob und bis er sie nehme, wagte der Dirigent zu äußern, der im Herzen dem Referenten, Baron Thüngen, zustimmte, man solle nicht Vorposten einziehen, um die Truppe zu schützen, und an ein Wort von David Friedrich Strauß dachte, Vorwerke gebe niemand preis, der die Festung halten wolle. Dem geistlichen Amte sollte der Antrag auf Gründung eines für alle Kandidaten obligatorischen Predigerseminars dienen, da das Münchner, welches seit 1833 besteht, eigentlich ein Seminarium academicorum werden sollte, eine Pflanzstätte künftiger Repetenten, deren Zahl unter dem Ephorate (1833–1848), dieser von Friedrich von Roth aus Württemberg nach Erlangen verpflanzten und dort nie eingebürgerten Einrichtung, vier betrug, jetzt zwei beträgt. Hofmann und Heinrich Schmid, der Kirchenhistoriker, Luthardt und Heinrich Thiersch, Justus Köberle, um nur einige zu nennen, sind denn auch aus dem Seminar hervorgegangen. Zudem steht ja das Seminar nur etlichen, den besten des jeweiligen Zötus, offen, die es füglich weniger brauchen. Man vergaß nicht, die vom seligen Präsidenten Stählin so warm befürworteten und freudig begrüßten Kandidatenkonferenzen zu erwähnen, die kleinen Versuche des Lehrvikariats, die nicht entmutigen können, zu nennen und seinen weiteren Ausbau dringend zu empfehlen. Etlichermaßen gedachte man auch der jüngsten Württemberger Einrichtung der Fortbildungskurse in der Landeshauptstadt unter Leitung eines eigens damit betrauten Geistlichen. Aber der Gedanke eines allgemeinen Seminars fand nach einem wohl bemessenen und weise sich beschränkenden Referat gute, ja die beste Aufnahme. Ablösung der Stolgebühren, dieser immer schwerer werdenden Belastung der Amtsfreudigkeit und Unabhängigkeit, ward ernstlich erwogen: die Kirchengemeindeordnung zeigt den einzigen Weg zur Durchführung an, der in gewissen Fällen die Kirchensteuer Beihilfe tun kann. Erhöhung der Pfarrgehälter und deren Ergänzung durch einzelne Willigungen, Umwandlung der Jahrhunderte, ja

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Zeitbetrachtung. A. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Zeitbetrachtung.pdf/31&oldid=- (Version vom 10.9.2016)