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in seiner Ernsthaftigkeit und in seiner Freude Frieden bringen, nicht Gegensätze mehren aus Freude am Streit, nicht Gegensätze verschweigen aus Scheu vor dem Kampfe, sondern im innern Ernst des Dankens Dich zu allerlei Diensten erbieten, damit mans merke, evangelisches Leben sei wahres, dem Frieden geweihtes, zum Frieden führendes. Selig sind die Friedfertigen, weil sie aus Gottes Geist geboren, Gottes Kinder heißen und zu seinem Hauses geleiten!


II.

 Am heutigen Tage wird die evangelische Gemeinde in ihrem neuen Vereinshause viele Grüße empfangen. Man wird die soziale Bedeutung der in den Räumen zu treibenden Arbeit freundlich würdigen. Man wird ihr mancherlei Zeugnis ausstellen und manche gütige Prophezeiung zusprechen. Wir haben keinen Grund an der Wahrheit dieser Grüße zu zweifeln, wir unterschätzen ihre Bedeutung nicht. Wem Gott wohl will, mit dem macht er manchen zufrieden von dem ers nicht dachte. Aber wir überschätzen auch solche Grüße und Freundlichkeitsbezeigungen nicht. Menschengüte ist eben doch nur wie das im Felde blühende Gras und wie die Blume draußen auf der Wiese. Man freut sich ihrer Schönheit und ihres Dufts, ohne ihrer Vergänglichkeit zu vergessen.

 Da tritt mit dem Ewigkeitsbestand der Festgruß ein: „Es grüßen Euch die Brüder.“ Zuerst die Brüder und Väter, die, eine lichte Wolke, den Thron ihres erhöhten Königs umgeben und umglänzen. Wie könnten wir ein Fest feiern, ohne der teuren Heimgegangenen zu gedenken, die, hier im Frieden abgefahren, sich auch dort im Frieden freuen? Wie könntest Du, teuere Gemeinde, an einem Ehrentage die vergessen, die in stiller, beharrlicher Arbeit solche Tage heraufgeführt und hoffend erschaut haben? Ich erinnere Dich in dieser Stunde an Deinen alten Dekan Ackermann, dem Du in dankbarer Würdigung seiner Treue um Gründung und Bestand der Gemeinde das Grabmal gesetzt hast. Ich weise hin unter der großen Schar Deiner Geistlichen auf drei edle Namen: Fabri, Funk und Wiesinger. Der erste hat über ein Menschenalter hindurch mit sicherer, kundiger Hand den Weiterbau des Gemeindewesens gefördert, bestimmt und klar die Grenzen gezogen und die Grenzen verteidigt. Funk, der Mann edelster Vermittlung und wahrer Versöhnlichkeit, hat doch nie den Frieden um den Preis der Wahrheit erkauft. Und wenn Dein Dekan Johannes Wiesinger, den persönlich gekannt zu haben ich mich freue, nichts anderes dargeboten hätte als jene Festpredigt zum 300jährigen Jubiläum Deiner Universität, in der er eine überaus schwere Aufgabe mit ebensoviel Klugheit als Liebe löste, führwahr, er hätte Dich durch das mannhafte Bekenntnis zum Evangelium und durch die

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Hermann von Bezzel: Festpredigt über 3. Joh. 15. Siegfried Perschmann, Würzburg 1911, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Festpredigt_%C3%BCber_3._Joh._15.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)