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noch im Heere weilte, das aus 45 Friedensjahren nicht verweichlicht und verzärtelt, sondern noch im Mark gesund herangewachsen ist. –

 Und die kommenden Tage eines ernstlichen und ehrlichen Friedens wie ihn Deutschland erstreiten und erbeten will, sollen uns zu neuen schweren Kämpfen rüsten und bereit finden, zu Kämpfen der Weltanschauung, ob es noch Kleinodien gibt, die es verdienen, umstritten und erkämpft zu werden, mit heißem Ernste erkauft und mit treuer Sorgsamkeit behütet zu sein oder ob in der Auslebung der Bestie im Menschen das Ideal der Menschheit sich erfüllt.

 Auf der einen Seite stehen die Verweichlichten, Verzärtelten und allzu Nachgiebigen, die der ernsten Selbsterziehung ausweichen und nirgends halt haben noch gewähren – wer mag einen Nagel in eine breiige Masse schlagen? – die Knechte der Lust, die nie jung waren, aber immer kindisch bleiben, das Joch in der Jugend von sich schütteln und die Freude mit mattem Lächeln als Täuschung ablehnen, als einzig Gewisses aber auf der Höhe „des Pyrrhonismus schwindelfrei“ die Ungewißheit rühmen, – auf der anderen die Mannhaften und Reisigen, welche ihre Seele in den Händen tragen, arbeiten und nicht müde, laufen und nicht matt werden, denen Verzicht und Gehorsam, Mühe und Arbeit, Glaube und Glaubensernst Würze, Weihe, Inhalt des Lebens sind.

 An die Eltern und Erzieher, an die Freunde der Zukunft ergeht darum die ernstliche Bitte, zur Erziehung und Ertüchtigung der aufwachsenden Jugend Kraft und Weisheit von oben sich zu holen und treulich zu gebrauchen.

 Denn „ein braves Volk, ein Volk, das durch eine Welt des Verderbens gelaufen, das in seinem Verderben gelitten und in seinem Leiden zu sich selber und dem Göttlichen, von

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Hermann von Bezzel: Erziehungsfragen. Müller & Fröhlich, München 1917, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Erziehungsfragen.pdf/28&oldid=- (Version vom 9.9.2016)