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Ihren Anliegen nur Seinen Namen zu hören brauchen, um Heilung zu finden, daß Sie nur Sein Antlitz anschauen dürfen, um zu genesen. Es ist Ihnen ein großes Werk anvertraut. Sie sollen den Aermsten und Elendesten einen Begriff geben von Seiner Liebe.

„So soll man Christum salben, wenn Er nun liegt darnieder.
So soll man freundlich pflegen Ihn und Sein kranke Glieder.“

(Paulus Gerhardt.)

 Die Narde Seiner anbetenden Nachfolge fließt aus irdischem Gefäß heraus. Was wollen wir darüber klagen, wenn diese Gefäße zerbrechen? Freuen wir uns, weil Seine Kraft in dieser Schwachheit sich vollendet, weil der Inhalt das schwache arme Gefäß sprengt. „Sie hat gethan, was sie konnte.“ Können Sie Ihm dienen? Diese ernste Frage legt Er Ihnen aus dem Munde Seines Knechtes noch einmal vor: „Könnt ihr Mir dienen in der selbstverleugnenden Liebe, die Ich euch gelehrt, ohne Anerkennung der Welt, trotz der Verkennung, trotz des Tadels und der Schmach, auch unter Leiden, unter bleibenden Trübungen und Störungen eures irdischen Wohlbefindens?“ Könnt Ihr das, dann sage ich zu Euch: „So spricht unser HErr und Heiland: Ihr habt ein gutes Werk an Mir gethan, denn ihr habt gethan, was ihr konntet.“ Er wird nicht auf Ihre individuelle Begabung, sondern auf Ihre Treue sehen. Der HErr wolle das Auge derer, die über Sie gesetzt sind, so schärfen, daß sie nur die selbstvergessene Treue ansehen. Wen der HErr liebt, dessen Richter auch auf Erden erleuchtet Er, daß sie Seine Wege sehen. Er wolle auch unsere Augen, die Augen Ihres Mutterhauses, das sorgend und bangend, aber auch hoffend und glaubend auf Sie blickt, erleuchten, daß es nur die Treue beurteile. Ja, die Treue schenkt der HErr, Er ist der Treue. Er wirds auch am morgenden Tage Ihnen schenken, wenn die Fürbitte vieler treuer Menschen Sie umgiebt, daß Sie die Kraft der vereinten Gebete erfahren an Leib und Seele. Sie aber sollen uns als Gegengabe die reinste vorurteilslose Fürbitte zuwenden. Wir bedürfen sie, wir rechnen auf sie, wenn wir nicht alles mit Ihnen besonders ungeschickt und verkehrt machen