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Seufzen eine Macht sein lassen, vor welcher Seine königliche Macht sich beugen will.“

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 „Daß sie Meine Herrlichkeit sehen, schauend genießen, schauend teilen, darin liegt mehr, als Menschen zu fassen vermögen. Unser HErr Christus will Seine Herrlichkeit mit uns teilen als unser erstgeborner Bruder. Dieses Sehen soll ein tägliches, stündliches Sichvertiefen in Seine Herrlichkeit sein. In dem Schauen Seiner Herrlichkeit liegt unsere Gleiche mit Ihm. Wir werden Ihn Mit den Augen des zum Schauen verklärten Glaubens ansehen, und dieses Ansehen wird unser ewiges Leben sein. Jetzt bleibt noch das Liebesmysterium ein Geheimnis in Wort und Sakrament, weil unser Herz zu arm ist, um es in seiner ganzen Fülle zu erfassen; aber dann werden wir das Geheimnis als unser ureigenstes Sein ansehen. Dann werden wir uns wundern, heilsam wundern, welche Teile des Geheimnisses wir nicht so ausgenützt haben, wie wir sollten, und wiederum, welche Teile Seiner Liebe über uns gewaltet haben. Wir sollen Seine Herrlichkeit sehen, die Herrlichkeit, welche die Macht der Liebe bereitet hat. Mit solchem Trost läßt sich auch das schwerste Leid aufnehmen, des Lebens Bürde tragen, gutes Mutes durch das Leben ziehen. Ein solcher Trost ist uns vonnöten, denn je ernster die Zeit wird und je liebeleerer, desto notwendiger ist es, an dem der Zeit und Welt immanenten Liebesgeheimnis Christi zu erstarken und festzuhalten. Wir sterben, wenn wir nicht lieben, und indem wir lieben, leben wir. Die Welt, indem sie die großen Irrtümer in sich birgt, hat keinen Raum mehr für das große Geheimnis der Liebe, und so wird sich das große Geheimnis der Liebe einfach zurückziehen. Es wird die Zeit nicht allzu fern sein, wo man das Geheimnis Seiner Liebe nur im treuen Herzen bergen kann, und darin wird das Martyrium bestehen, daß man es bergen muß. Diesem Martyrium gehen wir entgegen unweigerlich und gewiß. Wenn Sie es den Weltkindern künden wollen, dann finden Sie nicht bloß kein Verständnis, sondern Mißdeutung. Sie glauben, Verständnis zu finden, und Sie werden es nicht finden, und darin liegt Ihr Leiden. Aber über all diesem Leiden, das nur eine kurze Zeit